Kirkcaldy Parks Half Marathon, Laufbericht und Bilder von A. Lautner)

Anton Lautner nahm am 1. Halbmarathon in Kirkcaldy teil, der schottischen Partnerstadt von Ingolstadt.
On Your Marks Kirkcaldy
Gab es schon einmal einen sportlichen Austausch zwischen Ingolstadt und der schottischen Partnerstadt Kirkcaldy? Vermutlich schon, aber in läuferischer Sicht eher nein. Ende Juli sprach Rebecca Reader, Koordinator des Kirkcaldy Parks Half Marathon Event Team, eine Einladung aus, wonach sechs Ingolstädter Läufer am Halbmarathon durch Kirkcaldy und seiner Parks teilnehmen dürfen. Das war nicht nur für mich als leidenschaftlicher Läufer eine Option, in einem fremden Land sich mit anderen Sportlern zu messen.
Nicht nur ich, sondern einige mehr hatten dazu ihr Interesse bekundet, so dass eine Verlosung stattfinden musste. Umso glücklicher war ich, dass ich einer der sechs, drei Kolleginnen und drei Kollegen, im Team dabei bin. Die Daten sind schnell zusammengestellt und dem Veranstalter die Meldungen übermittelt.
Das verlängerte Wochenende rückt immer näher und so finden wir uns bereits zwei Tage vor dem Event am Flughafen der schottischen Hauptstadt Edinburgh ein. Dort werden wir bereits von Robert Main, Vorsitzender der K.I.A (Kirkcaldy Ingolstadt Association), empfangen. Später erfahre ich, dass Robert als unermüdlicher Motor für die Städtepartnerschaft tätig ist und dass er sich auch noch als Präsident des Rotary Clubs einbringt.
Am Tag vor dem Laufevent werden wir zur Geschäftsstelle der Morton Running Company gefahren. Dort erhalten wir von Race Director Alistair Cameron und seinen Sportfreunden die Startnummern, Sicherheitsnadeln und Gepäckaufkleber sowie noch nützliche Informationen. So ist im Beveridge Park, einer der grünen Lungen der 50000 Einwohner zählenden Stadt, Start und Ziel aufgebaut und es ist auch möglich, seine Kleidung dort zu hinterlegen. Wir erfahren, dass der morgige Halbmarathon der erste Wettkampf seit 30 Jahren ist und daher noch die Erfahrung zum Organisieren fehlt. „Ohne Helfer kein Event“, so wird uns berichtet und es haben sich rund 200 Freiwillige gefunden. Für uns etwas merkwürdig, spricht man von den Helfern dort als „Marshals“. Als organisatorische Hürden haben sich die Absperrung der Straßen und die Benutzung der Parks herausgestellt.
Der Streckenplan umschließt fast die ganze Stadt und hat einige Höhenmeter (rund 200) im Gepäck, die meisten Steigungen sind auf den ersten Meilen zu bewältigen. Wir werden im Beveridge Park starten, anschließend den Dunnikier Park und den Ravencraig Park berühren, auf den Fife Coastal Path schwenken, durch den Dysart Harbour laufen, sowie an der Waterfront, eine Promenade, noch einmal Schwung holen für den Endspurt in den Beveridge Park, wo nach 13,1 Meilen das Finish erreicht wird. Vier Wasserstellen werden eingerichtet, verdursten ist da kaum möglich.
Die Veranstaltung wird fleißig beworben, denn schon mehr als vier Wochen vor dem Event heißt es „sold out“, alle Startnummern ausverkauft. Doch für uns sind einige reserviert.
Am Race Day werden wir wieder abgeholt und zum Beveridge Park gefahren. Dort marschieren wir ein paar Meter zum Stadion des Kirkcaldy RFC (Rugby Football Club). Auf der überdachten Tribüne können die Klamottensäcke abgelegt werden. Auf dem Rasen beginnt dann das Warm Up mit Ben Smith, einem Trainer des Gym 64. Und der lässt die wenigen aktiven Sportler schon eifrig Übungen machen. Mir ist das noch zu früh, ich werde mein Warm Up auf die ersten Kilometer, nein, auf die ersten Meilen legen. Ja, und die Ingolstädter fallen auf, denn die Frauen suchen sich gleich einen männlichen Läufer im Kilt als Fotomodell aus.
15 Minuten vor dem Start gehen wir quer durch den Park, ab einem See vorbei, zur Startzone, wo schon viele Läufer sich versammelt haben. Hier gibt es noch die ultimativen Infos zum Rennen. Und wir werden dem Fife Provost Jim Leishman vorgestellt. Leishman vertritt die Einheitsbehörde Fife Council als Repräsentant.
Wir werden aufgerufen, unsere Startplätze einzunehmen. Unterschiedliche Schilder zeigen uns an, wo wir uns aufzustellen haben. Neugierig sind die Schotten, denn wir sollen auch unsere möglichen Zeiten jetzt schon nennen. Na ja, die meisten von uns wollen Spaß und Freude erleben, vielleicht noch in rund zwei Stunden finishen. Jemand aus unserem Team ist wohl noch nervöser als der Berichterstatter selbst, weil sie sich ihrem ersten Halbmarathonwettkampf gleich stellen wird. Meine Ratschläge des defensiven Beginns werden dankbar angenommen. Bei mir wird es wohl auf 1.45 Stunden hinauslaufen, die Steigungen und das warme Wetter mit rund 20 Grad werden einige Minuten kosten.
Die letzten Sekunden werden herunter gezählt und mit einer Tröte haut uns Jim und Alistair auf die Strecke. Nach wenigen Bildern vom Start mache ich mich auch auf den Weg rund um Kirkcaldy, die Stadt, die im Volksmund auch als „The Long Town“ genannt wird. Obwohl ich mich wegen der Startbilder vorne eingeordnet habe, wird kein so schnelles Tempo angeschlagen. Vielleicht ist es der folgenden Steigung auf 100, 200 Meter Länge geschuldet. Dann geht es schon wieder hinunter und wir verlassen den Beveridge Park am Zugangstor zur Abbotshall Road. Spätestens dort steht uns die halbe Straßenbreite zur Verfügung und wir können ohne Drängelei frei laufen.
Die erste Meile habe ich in rund acht Minuten zurückgelegt und dann an einem Kreisverkehr biegen wir in Richtung Nordwest ab, die lange Steigung über drei Meilen beginnt. Es ist zwar nicht so steil wie bei einem Berglauf, doch das Tempo muss reduziert werden, will man im Laufen bleiben und nicht zum Wanderer mutieren. Einigen Mitläufern passt die Steigung doch nicht, denn sie marschieren und schimpfen. Ich höre sogar das Wort, das bei uns mit „Sch“ angeht und bei denen mit „Sh“. Andere stoßen kurzatmig das Wort „Hell“ aus.
Meile drei, eine Wasserstelle, uns wird eine Flasche mit dem Aqua zugereicht. Einige schütten sich das zur Kühlung über die Birne, ich auch. Von hinten hat sich Manuel herangearbeitet, will mit mir ratschen und mir fehlt fast die Luft. Ja, es wird einmal Zeit, dass da mal Jüngere aus dem Kollegenkreis das Tempo an der Spitze übernehmen. Die Steigung ist noch nicht zu Ende, da geht Manuel nach vorne.
Ich wundere mich über den guten Zuschauerzuspruch. An jeder Einfahrt zur dieser Hauptstraße stehen unzählige Anwohner und feuern dich an. Manche heben gar die Hand hin und wollen abgeklatscht werden.
Meile vier wird angezeigt, die Steigung endet, und ich kann langsam die Lücke zu Manuel wieder schießen. Leider bleibe ich atemlos, während mich Manuel schier zutextet. Wir laufen am Krematorium vorbei und machen uns daraus einen Scherz, den ich hier lieber nicht offenlege.
45 Minuten sind wir unterwegs, als wir den vierspurigen Dunnikier Way nach links verlassen, Der zu laufende Boden im Dunnikier Country Park wird rustikal, wir müssen die Beine heben, ansonsten könnte eine Wurzel dir den Fuß legen. Zu guter Letzt steigt die Strecke wieder an, der leichtfüßige Manuel kann sich von mir absetzen. Nach vielleicht 400 Metern lichtet sich der Wald, es wird parkähnlich und wir rennen am Dunnikier House vorbei, einem Hotel, wo uns wieder Wasser gereicht wird. Mit Meile sechs verlassen wir den Park und wir rennen an einem Autohaus vorbei in ein kleines Industriegebiet (Mitchelston Industrial Estate), wo jetzt die Sonne gnadenlos herunterbrennt. Schatten ist Mangelware.
Mittels einer Unterführung unterqueren wir den Dunnikier Way und gelangen in den Stadtteil Gallatown, da laufen wir an einer Schule (Windmill Community Campus) vorbei. Und dann geht es im Zickzack weiter hinunter, teilweise so steil, dass du bremsen musst. Dysart heißt der nächste Stadtteil, wo ich an einer Kirche vorbeilaufe, da sehe ich noch die Jahreszahl 1176 am Kirchturm angeschrieben. Nach einer weiteren Minute bin ich an der Stadtmauer und wieder am Wasser. Ich wundere mich, dass wir die vorher mühsam erarbeiteten Höhenmeter so schnell abgebaut haben.
Wir laufen nun fast hinunter bis zur Wasserlinie. Fast mystisch zeigt sich die Nordsee mit ihrem Seenebel, jetzt kurz nach 11.00 Uhr, die neunte Meile liegt hinter uns. Gleich danach erreichen wir einen kleinen Hafen, den wir auf einem grobschlächtigen Pflasterweg umlaufen. Da musst du wirklich aufpassen. Der Fuß ist gleich vertreten, und wer schwankt, könnte ins Hafenbecken fallen, ein Geländer gibt es nicht. Bevor wir in den Racenscraig Park kommen, müssen wir durch einen etwa 20 Meter langen Tunnel, der eine lichte Höhe von etwa 1,90 Meter hat. Ich lasse ein lautes „Aua“ los, worauf eine Helferin am Tunnelausgang aufmerksam wird. Erst auf mein „Only a Joke“ beruhigt sich diese wieder. Ja, lobenswert finde ich, dass so viele Helfer als Einweiser an der Strecke stehen, ein Verlaufen ist unmöglich.
Im Park werden „Kilometer geschunden“, denn es geht zwei-, dreimal hin und her, natürlich wieder mit ein paar Höhenmeter, die wir dann gleich wieder zurückbekommen. Wir verlassen den Park durch ein Tor und schwenken auf den Fife Coastal Path, die Uferstraße, die dann in die High Street (Meile elf) mündet. Linkerhand sehen wir den Dysart Harbour. Auf der Esplanade (die gibt es somit nicht nur in Ingolstadt) könnten wir promenieren, wenn es uns nicht so pressieren würde. Die letzte Meile bricht an. Ein paar Schottenmädels zeigen ihr tänzerisches Können. Für mehr als ein Selfie mit einem Kid habe ich keine Zeit. Zwei jüngere Läufer sind an mir vorbei, aber die kann ich auf der Nicolstreet (nochmals ansteigend) stellen und überholen. Auch hier sind im meinen Bereich ein paar Läufer dabei, die sich verausgabt haben und nun gehen müssen. Eine leichte Beute für mich.
Am Ende unterqueren wir die Eisenbahnlinie und laufen in den Beveridge Park hinein, wo ich nach einigen Metern das Zielbanner sehe. Ich höre schon den Moderator meinen Namen mitteilen, und dass wir von der Twin City Ingolstadt kommen. Unter dem Finishtransparent geht es durch und nach wenigen Metern hängt man mir die Medaille um.
Nur kurz verbleibe ich an Ort und Stelle, um ein wenig auszuschnaufen. Später marschiere ich wieder auf die Strecke, ich will ja meine Lauffreunde im Ziel begrüßen. Es dauert nicht lange, da erscheinen Ralf und Margit zusammen im Park und nach wenigen Minuten kommt auch Anita herangelaufen. Sie hat sprichwörtlich die Zähne zusammenbeißen müssen, denn sie hat Stadtteil Dysart den Boden geküsst und ihr Knie aufgeschrammt. Kämpfen hat auch Gabi müssen, denn sie ist ihren ersten Halbmarathon gerade hier gelaufen auf dieser nicht einfachen Strecke.
Da bleibt mir nur ein „WELL DONE“ zu sagen, alle haben ihr Bestes gegeben. Den Schlusspunkt setzt schließlich Robert, der dem harten Kern nur eine kurze Regeneration gönnt und dann uns ins Clubheim bittet. Zu einem Guinness.
Ergebnisse der Ingolstädter
167. Manuel Meier, 1.40.34 Stunden, 77. MHK
219. Anton Lautner, 1.44.27 Stunden, 23. M50
562. Ralf Quednau-Losert, 2.06.00 Stunden, 21. M60
563. Margit Auer, 2.06.01 Stunden, 14. W50
622. Anita Mehringer, 2.10.07 Stunden, 69. W40
898 Gabi Olbrisch, 2.50.05 Stunden, 169 WHK
931 Läufer im Ziel
Im Klenzepark in Ingolstadt gibt es einen Stein, der zu Ehren der Städtepartnerschaft im Jahr 1992 gesetzt wurde. Und so schaut er aus: