Erfolgreicher Re-Start in Pfaffenhofen beim Benefiz-Staffellauf (Bericht und Bilder von A. Lautner)

Erfolgreicher Re-Start in Pfaffenhofen beim Benefiz-Staffellauf

Lange habe ich gewartet, bis wieder ein Wettkampf unter realen Bedingungen möglich ist, der erste nach fast vier Monaten Durststrecke. Vor einigen Wochen erhalte ich über Facebook eine Meldung, dass im Juli ein Staffellauf vom Lauftreff des MTV Pfaffenhofen rund um das Gelände des Waldspielplatzes durchgeführt wird. Vier Stunden soll das Event mit Berücksichtigung der Hygienevorschriften aufgrund der Corona-Pandemie dauern. Nur wenige Tage danach heißt es, dass nur mehr wenige Startplätze verfügbar sind. Ich nehme Kontakt mit Bernhard auf und signalisiere ihn meinen Plan, als Solist teilzunehmen.

Die Bedingungen sind etwas anders wie früher: Gedränge beim Start, Umarmungen, Abklatschen, Schulterklopfen verboten, Abholen der Startunterlagen im Abstand zu den Helfern, Tragen von Mund-Nasen-Schutz auf dem Sportplatz, keine Zuschauer. Dinge, mit denen wir uns derzeit arrangieren müssen und auch können.

Bernhard hat die Veranstaltung als Charity-Event ausgeschrieben. So soll jede Staffel 50 Cent pro gelaufener Runde und jeder Einzelläufer 15 EUR in das Sparschwein werfen. Der Erlös wird dann an den Verein ELISA Familiennachsorge gehen. Es bestehen weitere Regeln: So sind maximal 20 Staffeln bzw. Einzelläufer zugelassen. Die Staffeln müssen auf Zuruf (ohne Abschlagen) wechseln. Beim Überholen muss ein großer seitlicher Abstand eingehalten werden. Wenigstens brauchen wir keinen Mund-Nasen-Schutz während des Laufes tragen. Andernfalls müssten uns die Sanis mit Sauerstoffflaschen wieder aufpäppeln. Eine Siegerehrung soll auch nicht stattfinden.

Bis zum Wettkampftag sind dann alle Plätze belegt, acht Solisten und 15 Staffeln verzeichnet die Starterliste. Etwa 15 Minuten vor dem Start um 08.00 Uhr finde ich mich auf dem Sportplatz ein, die meisten Startnummern sind schon abgeholt. Bernhard überreicht mir die meinige. Ja, die Startnummer hat er für jeden Teilnehmer und jede Staffel eigens gestaltet, sehr aufmerksam von ihm. Die werde ich mir als Andenken aufheben.

Nur um ein, zwei Minuten verzögert sich der Start, da noch letzte Hinweise gegeben und auch noch auf die Corona-Regeln hingewiesen werden. Dann erfolgt der Start, die Läufer halten selbst hier die Abstände vorschriftsgemäß ein. Nun, auf vier Stunden Rennerei dürfte es auf die paar Meter nicht ankommen, die man von der Startlinie weiter entfernt ist.

Nach ein paar Metern auf dem grünen Sportplatzrasen laufe ich quer über den schottrigen Parkplatz und dann geht es sofort in den Wald. Ja, die Runde ist nicht einfach. Gerade im Wald musst du höllisch aufpassen: Höherstehende Wurzeln sind mit roter Farbe markiert und der Kurs ist gut ausgeschildert. Nach ein paar Metern geht es auf einem kurzen Stück gut 30 Höhenmeter steil hinunter, über Stock und Stein. Am Ende des Abstieges behindern uns dann Sträucher, es geht nur im Einbahnbetrieb auf dem 50 Zentimeter breitem Pfad weiter und gleich danach wartet eine Stelle, die mit der Zeit morastig werden wird, denn es hat zum Regnen begonnen.

Die Laufstrecke führt dann aus dem Wald, es wird etwas weniger gefällig und dann nach zwei Linkskurven wartet der Willensbrecher am Hagberg, eine Steigung, übelst schwer, die wohl im Fortlauf des Rennens nur mehr im Gangwerk bewältigt werden kann, so meine Vermutung. Bei den vergangenen Nikolausläufen hat hier der Krampus mit der Rute schnelle Beine gemacht und dich hochgetrieben. Wieder im Wald verengt sich erneut der wurzlige Kurs auf „Einmannbreite“, doch die Steigung lässt gleich nach. Am Ende der Waldstrecke wartet ein Helfer, der nicht nur absperrt, sondern jeden anspricht, schon jetzt in meiner ersten Runde.

Rund 200 Meter laufen wir auf dem Sportplatz, beginnend mit einem kurzen Wendepunktstück, wo sich die Läufer beobachten und grüßen können. Dann habe ich die erste Runde beendet. Die drei, vier Zeitnehmer erfassen jedem Athleten beim Durchlauf, Bernhard moderiert fachkundig.

Die ersten fünf Runden vergehen. Nachdem der Kurs zunehmend rutschiger wird, beschließe ich, meine Straßenlaufschuhe gegen Trailschuhe auszutauschen. Das kostet vielleicht eine Minute, aber die gewonnene Trittsicherheit ist mir das wert. Nach ein paar Schlucken aus meinen mitgebrachten Getränken gehe ich wieder auf die Strecke. Eine Messung mit der Laufapp zeigt eine Rundenlänge von etwa 900 Meter. Später höre ich von Bernhard, dass ab 09.00 Uhr die Sonne scheinen wird. Na, wir werden sehen, zumindest hört es dann zu regnen auf.

Das Feld hat sich frühzeitig auseinander gezogen, wobei die Spitze, die Staffel des LC Aichach mich bereits anfangs der zweiten Runde überholt hat. Kein Wunder, die können sich ja jede Runde abwechseln und bei fünf Teilnehmern hat man genug Zeit zur Regeneration bis zum nächsten Einsatz. Das schaut bei den Solisten anders aus. Erholung gibt es keine, nach dem Motto „soweit die Füße tragen“. Aber die führenden Solisten, so scheint es mir, sind auf der Flucht.

Runde um Runde drehe ich und mit der Zeit merkt man schon die gelaufene Distanz. An der Zeitnahme wird jeder motiviert und auch die Zahl der gelaufenen Runden zugerufen. Etwa alle 30 Minuten pausiere ich kurz für eine Getränkeaufnahme. Diese und Verpflegung wird nicht vom Veranstalter zur Verfügung gestellt, ja, darauf wurde bereits in der Ausschreibung hingewiesen. Warmen Tee und eine Flasche mit (alkoholfreiem) Russ habe ich mir eingepackt und diese tun mir gute Dienste.

Die Rundenzeiten sind bei mir länger als vermutet, so werde ich wohl nur mit gleichmäßigen Tempo über die Marke von 30 Kilometer kommen, das rechne ich mir zur Halbzeit um 10.00 Uhr aus. Kurz danach hellt der Himmel auf, es sind bereits erste blaue Flecken zu sehen. Die Sonne blitzt dann nach einigen Runden auch heraus und es wird schwül und warm.

In der letzten Stunde des Rennens wachsen die Helfer über sich hinaus, du erhältst nach jeder Runde Zuspruch, Applaus und Information über die restliche verbleibende Zeit. Auch wenn die Steigung nochmals steiler wird und die Muskeln sagen „jetzt gehen“. Ich reiße mich immer wieder am Riemen und kann die Geheinlage an der übelsten Steigung zumindest für die laufende Runde vermeiden. Auch wenn ein Muskelkrampf kurz vor dem Ausbruch ist. Dann verbleiben mir nur mehr wenige Minuten bis zum Ende, die letzte Runde beginnt, auch wenn diese eventuell nicht mehr als beendet gelten solle.

Zieleinlauf: Noch auf der Strecke höre ich vom Sportplatz Lautsprecherdurchsagen, kann es aber nicht so recht verstehen. Und dann nach einigen Augenblicken ist es bei mir soweit. Der Helfer spornt mich zu einem Endspurt an und beim Eindrehen auf den Zielkanal erhalte ich nochmals Applaus. 32 Runden sind geschafft.

Etwa 20 Minuten nach dem Zielschluss gibt es doch eine Siegerehrung. Aber kontaktlos. So wird jeder Sololäufer und jede Staffel nach vorne gerufen und darf seine Urkunde empfangen. Nein, du musst diese vom Tisch selbst nehmen. Nur kurzzeitig wird diese Regel gebrochen, als ein Windstoß in die geordnete Urkundenablage etwas Unordnung hineinbringt und zwei, drei Hände diese wieder aufsammeln müssen. Die besten Läufer und Staffeln erhalten sogar Pokale.

Insgesamt werden am Waldspielplatz 933 Runden gedreht. Dank einer beträchtlichen Spende eines Unternehmens kommen 1433 EUR zusammen, die an ELISA übergeben werden. Eine gute Sache, der wir uns heute verschrieben haben, denn der Verein kümmert sich um krebskranke Kinder.

Ob es wie geplant im Oktober zu einer weiteren Auflage des Pfaffenhofener Startlauf kommen wird, ist unklar. Bernhard meint „die Hoffnung stirbt zuletzt, alles hängt von der weiteren Entwicklung des Pandemie ab“. Zumindest haben wir uns heute ausgiebig bewegt, auch wenn den einen oder anderen Solisten die gelaufenen Höhenmeter noch einige Tage muskulär beschäftigen werden. Ich werde schauen, ob mir noch in diesem Jahr einen Berglauf in die Agenda schreibe, denn so 1600 bis 1700 positive Höhenmeter waren das heute schon und so viel hat ein gängiger Bergmarathon auch.

Informationen, Ergebnisse, Berichte und Bilder unter http://mtv-paf.de/index.php/lauftreff-aktuelles.