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TSV 1862 Neuburg e.V.

Absage des Neuburger Silvesterlaufes 2020

In einer verkleinerten Versammlung der Abteilungsleitung der Leichtathleten wurde lange und ausgiebig beraten, ob und wenn ja, wie man den Silvesterlauf organisieren könne. Man kam unter Abwägen aller Gesichtspunkte zu dem Entschluss, den Silvesterlauf 2020 abzusagen. Über das für und wider berichtet der Donaukurier in seiner Ausgabe. Danke dafür der ganzen Redaktion und im Speziellen Sebastian Hofmann. Hier der Wortlaut des Berichtes:

 

Corona-Pandemie: TSV Neuburg sagt Silvesterlauf ab

“Mit blutenden Herzen”: Die Organisatoren sehen keine Alternative

Neuburg – Sämtliche Sportarten wurden heuer durch die Corona-Pandemie schwer gebeutelt. Davon blieb die Leichtathletik-Abteilung des TSV Neuburg nicht verschont, die 2020 getrost als verpfuschtes Jahr abhaken kann: Der Frühjahrswaldlauf musste ebenso abgesagt werden wie der Lionslauf und nun trifft die nächste Hiobsbotschaft ein: Der Silvesterlauf, diese Institution für die gesamte Region, fällt dem Virus ebenfalls zum Opfer – die erste Absage in einer 46-jährigen Erfolgsgeschichte.
Hunderte Sportler gehen normalerweise beim Silvesterlauf in Neuburg an den Start. Gerade die bunte Mischung aus ambitionierten Athleten und Hobbyläufern, aus Jung und Alt trägt viel zu dem besonderen Charme dieser Veranstaltung bei. Heuer muss der weit über Neuburgs Stadtgrenzen hinaus bekannte Lauf corona-bedingt ausfallen.
Hunderte Sportler gehen normalerweise beim Silvesterlauf in Neuburg an den Start. Gerade die bunte Mischung aus ambitionierten Athleten und Hobbyläufern, aus Jung und Alt trägt viel zu dem besonderen Charme dieser Veranstaltung bei. Heuer muss der weit über Neuburgs Stadtgrenzen hinaus bekannte Lauf corona-bedingt ausfallen.

S. Hofmann

 

“Mit blutenden Herzen haben wir diese Entscheidung gefällt”, sagt Hermann Schottnar, der die Abteilung Leichtathletik beim TSV leitet und mit seinem engagierten und zuverlässigen Team den Lauf seit 16 Jahren organisiert. Doch sahen die Verantwortlichen dazu keine Alternative. Der Silvesterlauf, der 1976 erstmals von einer überschaubaren Gruppe spontan abgehalten wurde, hat sich längst zu einem Großereignis entwickelt. Seinen Charme und seine Beliebtheit bezieht er zum einen durch den landschaftlichen Reiz: Die Route führt durch den Englischen Garten, auf dem Donaukai entlang und durch die Altstadt zum Brandl und wieder zurück zur TSV-Anlage. Die Distanz ist mit rund sechs Kilometern relativ kurz, was sie auch für Hobbyläufer interessant macht.

Aus diesem Grund ist das Starterfeld bunt gemischt und besteht aus ambitionierten Sportlern, die diese Route in weniger als 20 Minuten bewältigen können, und Leuten, die eher aus Spaß an der Freud’ mitmachen. Außerdem verstehen es die Ausrichter, eine ganz eigene, direkt heimelige Atmosphäre zu schaffen. “Wir bieten Getränke, Obst, Plätzchen und Kuchen. Die Läufer stehen beieinander, unterhalten sich und tauschen sich aus”, führt Schottnar aus. Man kennt sich und freut sich schon Wochen vorher auf den gemeinsamen Termin. Die Siegerehrung findet in legerem und doch eindrucksvollem Rahmen im Gymnastiksaal statt. “Allgemein wird unsere Organisation gelobt”, stellt der Abteilungsleiter heraus. Und dann wäre da noch das besondere Datum. Viele Menschen möchten sich sportlich betätigen und suchen die Gemeinschaft Gleichgesinnter, bevor sie sich in die Silvesterfeiern stürzen.

Den guten Ruf der Veranstaltung weit über die Stadtgrenzen hinaus beweist die hohe Nachfrage. Beim Silvesterlauf 2019 zählte das Orga-Team rund 600 Aktive, die aus Neuburg, Ingolstadt, Schrobenhausen, Eichstätt, Aichach und darüber hinaus kamen. Gewonnen hat 2019 der Triathlet Julian Sterner von Eichstätt-Marienstein, der für den MTV Ingolstadt an den Start ging. Der älteste Teilnehmer war der 80-jährige Albert Walter, was den volksfestähnlichen Charakter der Veranstaltung bestätigt. Der Hauptlauf wird stets flankiert von kleineren Läufen für Bambini und Schüler in verschiedenen Altersklassen.

Einen Lauf für Kinder hätte man bei den geltenden Corona-Regeln aber nicht abhalten können und das wäre noch das geringste Problem gewesen. Der TSV hätte Zuschauer von der Strecke verbannen müssen, was wiederum eine Routenverlegung bedingt hätte. Denn wenn die Läufer die Altstadt passieren, wären Zaungäste unvermeidbar gewesen, Passanten, die den Sportlern spontan zuwinken und sie anfeuern.

Also bastelten die Verantwortlichen an einer neuen Strecke, die auf dem Donaudamm nach Osten und auf der Dammunterseite zurückgeführt hätte – eine völlig reizlose Angelegenheit. Zudem wäre ein Massenstart ausgeschlossen gewesen. Nur in kleinen Gruppen von zwei oder drei Leuten hätten die Läufer auf die Strecke gehen können – mit entsprechendem Abstand. “Das hätte den Start bis zu eineinhalb Stunden hingezogen. Die einen warten noch und die ersten kommen schon nach 25 Minuten zurück”, weist Schottnar auf die Problematik hin.

Außerdem: Das Zusammenstehen, das Ratschen, das Miteinander, sogar die Siegerehrung hätten entfallen müssen. Duschen und Umkleideräume wären gesperrt gewesen. Wie das konkret für die Teilnehmer ausgesehen hätte, schildert der Abteilungsleiter plastisch: “Herfahren, warten, laufen, ein Getränk nehmen und wieder heimfahren.”

Das wollten weder er noch die übrigen Verantwortlichen den Sportlern zumuten. “Lieber verzichten, als den Lauf mit Gewalt durchzuziehen”, schildert er die Meinung in der ausschlaggebenden Sitzung. “Wir haben Für und Wider sorgfältig abgewogen”, versichert er. Was die Entscheidung zusätzlich beeinflusste, war das Damoklesschwert des Inzidenzwertes: Bei einem Wert über 50 hätte der Silvesterlauf sowieso abgesagt werden müssen.

Der negative Entschluss fiel jedoch umso schwerer als der Lauf niemals zuvor abgesagt wurde. “Wir hatten schon alles, Schnee, Regen, Kälte. Aber gelaufen wurde immer.” Die Umstände heuer ließen jedoch keine Wahl. Und weiter abzuwarten, wäre auch keine Lösung gewesen. Es ging schließlich um die Frage, das Anmeldeportal zu öffnen oder nicht. Damit hat der TSV bereits schlechte Erfahrungen mit dem Frühjahrswaldlauf gemacht. Auch er konnte nicht stattfinden und die gesamten bis dato eingegangen Anmeldungen mussten rückabgewickelt werden – ein großer Aufwand.

Nun hofft Schottnar auf das kommende Jahr, in dem das Dreigestirn Frühjahrswaldlauf, Lionslauf und Silvesterlauf wieder leuchten können – und mit ihnen der Laufcup, der heuer ebenfalls ausfallen musste. DK