Lockdown im Laufzirkus! Was tun? (Laufbericht von A. Lautner)

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Lockdown im Laufzirkus! Was tun? Marathon in der Region!

Alle großen Marathonläufe in den Städten fallen aus. Zuletzt wurde noch wenige Tage vor dem Event der Marathon im schweizerischen Lausanne gecancelt. Kleine Veranstaltungen wie der Dreiburgenland-Marathon in Thurmannsbang, der Mountainman in Nesselwang oder der Königsforst-Marathon in Refrath hielten gerade noch so die Fahne hoch. So bleibt mir eine Suche erspart, denn Jürgen Siebenhüter, Erfinder und Organisator des Marathons in der Region, hat wieder eine Idee. Ein Oktobermarathon zwischen Neuburg und Ingolstadt muss her. Die Strecke steht, die Eckpunkte sind fix und die muss man passieren. Das ist die Donaubrücke in Neuburg und die Staustufe in Ingolstadt. Damit man auch gelaufen ist, muss man Beweise mitbringen, sei es Kaufbelege von Geschäften oder Tankstellen, sei es ein Screen der Laufapp mit den gelaufenen Kilometern oder seien es Bilder, wie bei mir. Ich will meine Fertigkeiten, von Marathon lebendig zu berichten, nicht verlieren. Es war bisher in diesem Jahr etwas öde. Lediglich in Bad Füssing, in Lech am Arlberg, in Klosters, am Kyffhäuser und im Erzgebirge habe ich berichtet. So wenig Wettkämpfe habe ich schon lange nicht mehr geschafft. Ich kann mich da an kein ähnliches Jahr erinnern.

Bereits im September fragt Jürgen an, ich gebe zwei Wunschtermine bekannt und Anfang Oktober steht der Termin fix: Der vorletzte Samstag in diesem Monat wird festgezurrt. Ein paar Mitstreiter stehen auch bereit. Eine kleine Ausschreibung mit einem Streckenplan erhalten wir ebenfalls noch per E-Mail. Es gibt in diesen Zeiten auch von ihm ein Hygienekonzept. Umkleiden nur bei Bedarf, Dusche ebenfalls und die Verpflegung darf der Läufer mitschleppen oder er kauft in den Geschäften entlang der Strecke ein. Urkunden wird uns Jürgen nach dem Finish ausstellen und eine Medaille wird auch ausgegeben. Kosten: keine, lediglich werden 5 EUR als Spende für das Duschen erwünscht. Und diese werden an den Sportverein in Irgertsheim weitergeleitet. Denn dort wird sich vor dem Start versammelt. Wir werden auch aufgefordert, einen MNS (Mund-Nasen-Schutz) mitzunehmen und auch bei Bedarf einzusetzen.

Am Samstag früh bepacke ich noch meinen Laufrucksack mit zwei Getränkeflaschen und einem Riegel, mehr brauche ich nicht. Dazu mein vollgeladenes Handy, einen Geldschein und den ausgedruckten Streckenplan, falls ich mich verlaufen sollte. Zeitlich habe ich ein wenig getrödelt, denn erst um 08.25 Uhr biege ich auf den Parkplatz beim Sportgelände ein. Die Goretexjacke binde ich mir um die Hüften, denn es nieselt noch ein wenig. Ansonsten soll es noch am Vormittag abtrocknen und mit Glück werden wir auch Sonne bekommen.


Beim Briefing werden wir auf die geltende Abstandsregelung hingewiesen und in den Geschäften müssen wir den MNS (Mund-Nasen-Schutz) tragen. Na ja, das kenne ich zur Genüge. Platz ist genug für das Startbild der Teilnehmer (Dank an Gudrun, Jürgens bessere Hälfte), Zuschauer sehe ich auch keine und so beginnen um Punkt 08.30 Uhr sechs Läufer mit ihrem Tageswerk: Peter, Konrad, Mark, Rocco, Jürgen und ich. Einer ist sogar Premierenläufer und zwei sind pfeilschnell.
Wir verlassen das Sportgelände an der Irgertsheimer Straße und nach einigen Metern endet auch der Asphalt, es geht Richtung Osten, entlang der Baggerseen, wo teilweise auch Kies geschürft wird. Frühzeitig geben zwei Protagonisten Vollgas und vergrößern den Abstand zum gemeinen Volk wie uns. Ich will heute gemütlich laufen, wenn es fünf Stunden werden, egal. Und bei sechs Stunden sage ich einfach „wurscht“. Der Weg ist gut befestigt, breit und das Laub der Bäume links und rechts leuchtet in tollen Farben.

Nach knapp zehn Minuten erreiche den Waldrand, wo ich ein Marterl sehe, das den Heiligen Wendelin gewidmet ist. Der Heilige ist Schutzpatron der Hirten, Bauern und Landarbeiter. Gezeigt wird er meist mit Hirtenstab und Tieren. Bei meinen Fotostopp rücken mir Jürgen und seine beiden Mitläufer gehörig auf die Pelle.
Wir sind nun im Eichenwald Gerolfing angekommen, ein wertvolles Natur- und Kulturgut. Fast bis in die westlichen Ausläufer Ingolstadt breitet sich der Wald aus. Dass Wanderer und Spaziergänger hier in der warmen Jahreszeit unterwegs sind, versteht sich von selbst. Viele werden wir heute aber nicht vor die Linse bekommen, es ist schlicht zu feucht und vielleicht einen Tick zu kühl. Aber grad richtig zum Laufen.

Eine Bank, zwei Stühle und ein Tisch, eine Gelegenheit zu einer Rast, aber dafür ist es nun noch für mich zu früh, bin ja erst drei Kilometer unterwegs. Doch wer sich hier niederlassen will, hat eine gute Aussicht auf die 1000jährige Eiche, die auch Holzmutter genannt wird. Nur zwei, drei Jahrhunderte ist sie jünger, aber dennoch ein „Methusalem“ unter den Bäumen. Gesund ist der Baum aufgrund Pilzbefalls nicht mehr und auch Stürme zerren an den Zweigen und Ästen. So ist auch das Umfeld der Eiche abgesperrt und man wird vor einem Zutritt an dem Baum gewarnt. Totholz in der Krone könnte jederzeit abbrechen.

Verlaufen ist fast nicht möglich, denn Schilder für Radfahrer weisen dir den richtigen Weg nach Gerolfing, den Ort erreiche ich nach rund 30 Minuten. Am westlichen Rand des Ingolstädter Stadtteils muss ich zum ersten Mal auf die mitgeführte Karte schauen, denn die erste Verpflegungsmöglichkeit ist die Bäckerei Würzburger, wo man sich etwas kaufen kann. Zuvor muss ich jedoch links in die Eichenwaldstraße abbiegen und den Sportplatz des FC Gerolfing rechts liegenlassen. Zeit für eine Rast beim Würzburger! Im Geschäft muss ich ein paar Minuten warten, bis ich meine georderten Futteralien, einen Milchkaffee und ein Nusshörnchen in den Händen halte. Als ich zum Verzehr nach draußen gehe, sehe ich Jürgen und seine beiden Laufkumpane vorbeilaufen. Ich denke mir, lieber gescheit verpflegen und dann wieder seinen Laufrhythmus finden. Gut zehn Minuten dauert meine Pause und dann mache ich mich an die Verfolgung, denn ich habe nun die rote Laterne übernommen, bin Letzter.

Ich laufe an die Kirche hin, die dem Hl. Rupert gewidmet ist. Der ist der Apostel der Baiern und nach dem ist wohl auch der Rupertiwinkel benannt, die Gegend um Altötting, Traunstein und Berchtesgadener Land. Ein paar Meter weiter auf einem Platz, an dem sich die Gerolfstraße und die Eichenwaldstraße teilen, sehe ich einen Ahornbaum mit gelb gefärbtem Laub, daneben eine lange Sitzbank, und unter dem Ahornbaum viele bemalte Kieselsteine. Ja, da könnte ich einen mitnehmen und irgendwo anders wieder ablegen. Leider habe ich das vergessen. Das nächste Mal.
Es geht leicht hinunter auf der Gerolfstraße, dann muss ich wieder auf die Karte schauen. Links in den Bruckweg, dann am Ortsende nochmal links, dann nach rund 500 Meter rechts über die Brücke wieder in den Eichenwald, wo ich nach einigen Minuten den Vorfluter der Donau erreiche und gleich danach auf der Dammkrone drei Gestalten joggen sehe. Jürgen mit seinem Gefolge. Nach wenigen Augenblicken bin ich aufgelaufen, wir wechseln ein paar Worte, schießen Bilder und ich gehe nach vorne.


Rund zehn Minuten später erreiche ich die westliche Spitze des Baggersees. In den 50ern bis Mitte der 70er Jahre entstand dieser im Laufe von Kiesabbau. Im Zuge der Rekultivierung wurde das Gelände zu einem Naherholungsgebiet umgebaut. Schwimmstege, der Wasserspielplatz Donauwurm sowie ein Kneippbecken ziehen Einheimische und Gäste an. Wassersport betreiben heute nicht viele Leute, aber ich sehe einige Jogger auf dem Uferweg, auf den ich eingebogen bin. Es sind zwar ein paar Meter mehr, aber ich liebe die Abwechslung. Am anderen Ende steht ein Autokran mit ausgefahrenem Ausleger auf dem Damm. Wird da etwas aus dem Wasser geholt? Denn das Bootshaus ist nur ein paar Meter weg. Der Steg vielleicht?
Der Donaupavillon am Wasserkraftwerk ist Teil des Auenzentrums Neuburg-Ingolstadt und soll Leuten das Thema Auwald und Auen näherbringen. Daneben ist eine Zille zu sehen, an der der Zahn der Zeit schon furchtbar genagt hat. Diese Gefährte sind bei geringem Tiefgang gut auf flachen Gewässern bewegbar. Eine Besonderheit ist das Fischerstechen mit diesen Zillen, wo zwei Fischerstecher versuchen, den Gegner mittels einer Lanze in das Wasser zu befördern. Wer das noch nicht gesehen hat, sollte das mal in seinen Aufgabenkatalog übernehmen.


1,5 Stunden bin ich nun unterwegs, als ich die Donau zum ersten Mal an der Staustufe überquere. Wenn jetzt der Himmel frei wäre, würde das Laub in tollen Farben scheinen. Aber die Wolkendecke hat immerhin schon Löcher bekommen. Auf der Südseite laufe ich ein paar Minuten noch direkt an der Donau, dann zweigt die Strecke nach rechts ab und führt an einer Kleingartenanlage vorbei und über die Rankestraße und Reuchlinstraße erreiche ich die zweite Möglichkeit für eine Versorgung, die Tankstelle Weigl. Dort hole ich mir einen kühlen Espresso, mehr brauche ich nicht. Einkehren könnte man auch nebenan bei einer Bäckerfiliale. Nach zwei Minuten gehe ich die nächste Etappe an.

Diese führt mich auf der Haunwöhrer Straße nach Westen. Viel Verkehr und entsprechender Lärm lässt mich nach wenigen Minuten auf die Gemmingerstraße abbiegen. Am Ende dieser Straße hoffe ich, Jürgen und seine Mitläufer zu sehen, aber die sind wohl schon durch. Auch auf der anschließenden Dammkrone kann ich die Kollegen nicht sehen, auch auf der anderen Donauseite sind sie nicht (mehr) zu sehen.
Dafür habe ich ein fast makabres Erlebnis. Drei Gestalten mit einem weißen Umhang. Sind das Leute vom Ku-Klux-Klan? Mir stellt es fast die Nackenhaare, als ich mich denen nähere. Entwarnung kurz vor dem Passieren. Drei Mädels haben sich eine Gaudi gemacht und wollen wohl Spaziergängern einen Schreck verursachen. Sie kichern auf meine Ansprache.


Das Wasserwerk Buschletten liegt am Waldrand der Donauauen. Dieses fördert mit zwei Brunnen (216 und 158 Meter tief) weit über 1000 Kubikmeter Trinkwasser je Stunde, die Menge kann man sich fast nicht vorstellen. Unser Kurs verläuft nun parallel zur alten Bahnstrecke nach Neuburg. Man kann den aufgeschütteten Bahndamm gut erkennen. Nach etwa zwei Kilometern stehe ich an der westlichen Stadtgrenze von Ingolstadt. 17 Kilometer Entfernung zeigt der Wegweiser, dann wären wir in Neuburg. Gleich danach unterquert die geteerte Ortsverbindungsstraße die neue Eisenbahnlinie. Parallel zur Straße fließt die Ach der Donau zu.
Über den Bauhof sehe ich dann nach wenigen Minuten das Ortsschild Weichering und die Ausflugswirtschaft Vogelsang. Jetzt kurz nach 11.00 Uhr ist hier noch nichts los. Ich laufe in die Königstraße, wo Jürgen bei seiner Schwiegermutter die Garage als Tankstelle hergerichtet hat. Ein Campingstuhl, einige Bananen und eine Kiste mit Isogetränken stehen bereit. Die beiden Läufer vor mir sind weitergelaufen, denn alle Flaschen sind noch verschlossen. Nach einigen Minuten und vollem Bauch mache ich mich auf den weiteren Weg, Halbzeit.

Auf der Bahnhofstraße laufe ich weiter nach Westen bis zu einem Bahnübergang, dort werden die Gleise überquert. Auf der anderen Seite geht es rund 500 Meter nochmals parallel zur Bahn, dann zweigt der Feldweg rechts ab. Just in diesem Moment kommt ein Güterzug mit neuwertigen Automobilen vorbei. Nach einem kleinen Wegstück tauchen wir wieder in die Donauauen ein. Hier hatte ich mich im April an Ostern verlaufen, ich habe den Hauptweg zu früh nach links verlassen. Zuvor sehe ich an einem eingezäunten Weg noch ein Marterl. Ludwig Graf, ein siebenjähriger Bub, brach 1944 an Weihnachten hier am Mändlweiher beim Schlittschuhlauf ein und ertrank. Ein trauriger Jahreswechsel.
Nach wenigen Minuten verzweigt sich der Waldweg, der Wegweiser für Radfahrer (und für mich) zeigt nach links. Nach einem guten Kilometer erreiche ich wieder den Waldrand, aus der Entfernung ist bereits Rohrenfeld zu sehen. Kurz vor zwölf Uhr erreiche ich den Neuburger Stadtteil in einer prächtigen Allee. In der Vergangenheit war das Gut Rohrenfeld bekannt für seine Pferdezucht und Landwirtschaft. Nach dem Eisenbahnbau im Donautal reisten Adelige gerne mit der Bahn an, um der Jagd und dem Pferdesport nachzugehen. Ich kann dagegen noch laufen, brauche nicht die Eisenbahn und verlasse den Stadtteil. Linkerhand wurde 1986 der Golfplatz vom Wittelsbacher Ausgleichsfonds angelegt. Rechts sehe ich dann durch das nicht mehr so dichte Laub die im Volksmund genannte „alte Gruselkirche“, die eigentlich ein Wasserturm ist, der um 1900 erbaut wurde. Bis in die 60erJahre des vergangenen Jahrhunderts wurde von hier Schloss Grünau und Gut Rohrenfeld mit Trinkwasser versorgt. Heute finden im Turm viele Eulen und Fledermäuse einen Unterschlupf. Besichtigen kann man den Turm nur von außen.

Über den Kreisverkehr an der Staatsstraße von Bergheim nach Karlshuld vorbei am Audi Driving Experience Center erreiche ich dann Heinrichsheim. Ein wenig zäh gestaltet sich nun mein Läufchen und ich beschließe, in der Grünauer Straße nochmals eine kurze Pause einzulegen, die später genau nur zwei, drei Minuten dauert. Nach einem Müsliriegel und zwei, drei großen Schlucken aus der Flasche jogge ich wieder weiter. Fast drei Kilometer lang verläuft nun der Radweg entlang der Straße und später geht es in den Englischen Garten. Dort kenne ich mich bestens aus, denn das Vereinsgelände des TSV grenzt an diesen. Am Ende des Donaudamms erreiche ich den Donaukai mit dem prächtigen Blick auf das Neuburger Schloss. Eindrucksvolle Bilder sind besonders bei einbrechender Dunkelheit zu schießen oder wenn die Wasseroberfläche nicht aufgewühlt ist. Ich halte hier oft bei meinen Lauftouren an, um die Stimmung festzuhalten, so wie jetzt.

Nach einem kurzen Augenblick des Innehaltens laufe ich am Donaukai entlang zum früheren Bruckenbäck, in dem sich seit einiger Zeit eine Erlebnisgastronomie befindet. Mein Weg führt mich dann über die Elisenbrücke, die in den letzten Tagen des Zweiten Weltkrieges sinnlos zerstört worden ist. Gleich in den folgenden Jahren hat die Stadt Neuburg diese wiederaufgebaut. Noch an der südlichen Brückenrampe sehe ich auf der anderen Straßenseite das Untere Tor der Stadtbefestigung, das Tor wurde im 17. Jahrhundert erbaut.
So langsam merke ich die gelaufenen Kilometer. Ich laufe an der anderen Brückenrampe gleich nach rechts und am Stellplatz für Wohnmobile wieder an die Donau heran. Mich nervt der Verkehr. Nun habe ich wieder Ruhe. Zwei, drei Kilometer führt der Joshofener Weg, so die offizielle Bezeichnung, entlang der Donau, gerade recht für Radfahrer und Spaziergänger. Oder für Läufer. Anfangs hat mich Henny informiert, dass Rocco vor 20 Minuten an der Kapelle vorbei ist. Ich übermittle gleich eine Bestellung: Denn in gut zehn Minuten möchte ich noch einen Schluck Milchkaffee, wenn ich an unserem Haus vorbeilaufe. So viel Zeit muss sein. Und das nächste Mal werde ich für die anderen Läufer etwas zu trinken bereitstellen, so wie Jürgen.

Nach einem kurzen Augenblick des Innehaltens laufe ich am Donaukai entlang zum früheren Bruckenbäck, in dem sich seit einiger Zeit eine Erlebnisgastronomie befindet. Mein Weg führt mich dann über die Elisenbrücke, die in den letzten Tagen des Zweiten Weltkrieges sinnlos zerstört worden ist. Gleich in den folgenden Jahren hat die Stadt Neuburg diese wiederaufgebaut. Noch an der südlichen Brückenrampe sehe ich auf der anderen Straßenseite das Untere Tor der Stadtbefestigung, das Tor wurde im 17. Jahrhundert erbaut.
So langsam merke ich die gelaufenen Kilometer. Ich laufe an der anderen Brückenrampe gleich nach rechts und am Stellplatz für Wohnmobile wieder an die Donau heran. Mich nervt der Verkehr. Nun habe ich wieder Ruhe. Zwei, drei Kilometer führt der Joshofener Weg, so die offizielle Bezeichnung, entlang der Donau, gerade recht für Radfahrer und Spaziergänger. Oder für Läufer. Anfangs hat mich Henny informiert, dass Rocco vor 20 Minuten an der Kapelle vorbei ist. Ich übermittle gleich eine Bestellung: Denn in gut zehn Minuten möchte ich noch einen Schluck Milchkaffee, wenn ich an unserem Haus vorbeilaufe. So viel Zeit muss sein. Und das nächste Mal werde ich für die anderen Läufer etwas zu trinken bereitstellen, so wie Jürgen.

Vor meinem Heimatort mache ich noch einen kleinen Abstecher zur Kleinen Grotte. Die hat der spätere Friseurmeister Paul Schweiger nach dem Zeiten Weltkrieg erbaut. Als Dank, dass er einer der 6000 Soldaten war, die noch aus dem Kessel von Stalingrad ausgeflogen wurden. Sein Sohn Herbert war den Läufern immer freundlich verbunden. Er lief zwar nicht, begleitete manchmal die Läufer mit seinem Rad. Als Lehrbub hat er mir als Kind beim Friseurbesuch einmal in den Ohrwaschel geschnitten.

Gegen 13.15 Uhr erreiche ich dann das 300 Einwohner zählende Joshofen und nach zwei Minuten mein Haus, wo mir der georderte Kaffee hingestellt wird. Der ist zwar von der Menge etwas knapp bemessen, vielleicht ein doppelter Espresso, aber im Kühlschrank entdecke ich noch eine Dose Hanfcola, die ich mir noch reinziehe. Henny bettelt, will auch probieren. Na ja, gerne. Nur drei, vier Minuten dauert meine Pause, dann laufe ich weiter und verlasse am Feuerwehrhaus den Ort. Weiter geht es an unserem Sportheim vorbei in die Nussschütt, so nennt sich die Gemarkung beim Joshofener Weiher. Mehrmals bleibe ich für ein Bild stehen. Dann kommt der markante Punkt, irgendwo auf der Strecke: Wo sind die 42,195 Kilometer voll? Schon einige Hundert Meter vorher schaue ich mehrmals auf meine App. Dann ist der Marathon geschafft. 5.08.40 Stunden. Diese Zeit verwende ich gleich für den virtuellen SwissCityMarathon Lucerne, auch der ist frühzeitig abgesagt.

Nach wenigen Augenblicken trabe ich weiter, ich kann Bergheim schon sehen, der letzte Verpflegungspunkt. Nach zwölf Minuten stehe ich vor dem Anwesen von Jürgen. Eine Beachflag weist mir den Weg. Wir können bei der letzten Einkehr die Medaille gleich mitnehmen, so Jürgen am Morgen, und eine Kiste Löschzwerge hat er auch hingestellt: Weißbier und Colaweizen. Erst einer unserer Gruppe hat zugegriffen. Ungesehen bin ich nicht, denn seine Frau Gudrun hat längst bemerkt, dass sich da einer im Hof herumtreibt. Wir wechseln ein paar Worte und nach fünf Minuten gehe ich den letzten Kilometer an. Ich muss noch den Berg hoch zur Kirche St. Mauritius, die in den Jahren 1744 bis 1783 neu errichtet wurde.

Kurz nach 14.00 Uhr verlasse ich Bergheim und laufe gefällig auf den Bergheimer Kreisel zu. Irgertsheim ist dort in einem Kilometer ausgeschildert. Aufpassen muss man natürlich bei der Straßenüberquerung und dann bin ich knapp vor 14.15 Uhr am Ziel beim Sportheim, wo Rocco, schon frisch gemacht, auf mich wartet. Es ist gut gelaufen, so seine Meinung, und es hat wieder viel Spaß gemacht. Da muss ich zustimmen. Für die 3,61 Kilometer habe ich 32.01 Minuten gebraucht, ein richtiges Auslaufen, das passt.

Für die auf meiner App gemessenen 45,8 Kilometer war ich heute 5.40.41 Stunden (inklusiv der Pausen) unterwegs und bin damit hochzufrieden. Nach dem kurzen Schwatz mit Rocco fahre ich zurück und möchte noch Jürgen und seine zwei Mitstreiter zu einer außerplanmäßigen Rast einladen. Doch die sind schnell unterwegs und sind schon auf ihrer letzten Etappe. Mein Bruder Raimund kann den dreien zumindest noch ein Mineralwasser servieren, zu mehr haben sie keinen Appetit (oder Durst?). Nächstes Mal stelle ich auch ein paar Getränke hin. Schaun mer mal, ob ein Freibier nicht zieht.

Die nächste Gelegenheit für einen Marathon in der Region wird zwischen Weihnachten und Neujahr stattfinden, das ist schon klar. Mittlerweile wurde für den November der Lockdown light verordnet. Vielleicht starten wir noch im November, jeder für sich an einem beliebigen Startort, so wie heuer im April.