Mein Corona-Marathon: Etappe 1 und 2 auf dem Altmühl-Panoramaweg (Laufbericht von A. Lautner)

Mein Corona-Marathon: Etappe 1 und 2 auf dem Altmühl-Panoramaweg von Gunzenhausen nach Treuchtlingen

(Laufbericht von A. Lautner, vom Juli 2020)

Beim Urdonautalsteig fasste ich meinen Gedanken, doch auch mal den Altmühl-Panoramaweg zu belaufen. 200 Kilometer lang in zehn Tagesetappen ist die Traumroute von Gunzenhausen nach Kelheim. Diese berührt malerische Städtchen wie Treuchtlingen, Solnhofen, Pappenheim, Dollnstein, Eichstätt, Beilngries, Riedenburg und Kelheim. Und natürlich findest du auf deiner inneren Einkehr die nach Kräuter duftenden Wacholderheiden, das UNESCO Werterbe Limes, mittelalterliche Burgen und fürstbischöfliche Prachtbauten – die Region ist reich gesegnet mit herrlichen Naturschauspielen wie mächtige Dolomitfelsen, sanfte Flusstäler und lichte Buchenwälder.
Der Einstieg ist ganz leicht und mit den Öffentlichen auch einfach machbar. Zeitig in der Früh fahre ich mit meiner Karre zum Regionalbahnhof Treuchtlingen. Dieser kann mit dem Nahverkehr in kurzer Zeit aus München, Augsburg, Nürnberg und Würzburg im Stundentakt angefahren werden. Nur kurz dauert meine Fahrt in das gut 25 Kilometer entfernte Gunzenhausen. Meine erste Fahrt mit dem Mund und Nasenschutz, ein Schaffner lässt sich zur Fahrscheinkontrolle auch nicht blicken. Am Bahnhof steige ich zusammen mit zwei Radlern und zwei „Normalreisenden“ aus. Ja, einen Altmühlradweg findest du hier auch, aber der ist nicht mein Ziel.


Gunzenhausen
16000 Einwohner hat die Stadt im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen, sie liegt direkt am Altmühlsee. Den werden wir nicht sehen, aber wer Interesse hat, im Juli findet dort immer der Altmühlseelauf über 21 Kilometer statt, es geht dort um das Gewässer rundherum. Im Jahr 823 wurde der Ort erstmals als „Gunzinhusir“ bei einer Übereignung eines Klosters von Kaiser Ludwig dem Frommen erwähnt.
Suchen muss ich noch eine Bäckerei, doch eine freundliche Geschäftsinhaberin schlägt mir eine Frühstückseinkehr am Marktplatz vor. Ich brauche nämlich noch eine Unterlage, denn auf meiner Etappe sind Geschäfte, Tankstellen oder Metzgereien rar. Die Mitnahme von zwei, drei Riegeln und 1,5 Liter Getränke empfehle ich ausdrücklich. Mir kommt nun noch entgegen, dass es die ersten Stunden wettertechnisch ohne Sonne bleiben wird. Erst am Mittag ist mit Aufheiterung und steigenden Temperaturen zu rechnen.











Beim Verlassen starte ich meine RunningApp, ich will ja wissen, wie lange ich unterwegs bin und welche Strecke ich zurückgelegt habe. Meine vorherige Planung ergibt einen Marathon. Ausgeschildert ist der Altmühl-Panoramaweg in der Stadtmitte nicht, er beginnt im Westteil der Stadt am Schießwasen. Wer sich Richtung Promenade orientiert (die ist in der Stadtmitte ausgeschildert) und dann noch die Umleitung (es wird am Hochwasserschutz der Altmühl gebaut) bewältigt, findet am Parkhotel und an der Stadthalle die technische Anlage Reitsteigwehr, da beginnt dann die Ausschilderung des Wanderweges, quadratische gelbe Schilder mit roter Schrift, die helfen für eine Orientierung.
Ich überquere die Altmühl, der zunächst asphaltierte, ebene Weg bringt mich zur Bundesstraße 13 und zur Bahnlinie nach Treuchtlingen. Bei der dortigen Unterführung muss ich mich auf meiner Karte orientieren. Auf einer frisch geodelten Wiese stehen noch zwei Störche, die dann vor dem Fotograf Reißaus nehmen. Zehn Etappen hat der Panoramaweg, die ersten zwei, bis Spielberg (11,3 Kilometer) und bis Treuchtlingen (weitere 29,8 Kilometer), werde ich mir vornehmen.









Ein wenig wellig wird dann der Kurs, ein leichtes Auf und Ab auf den Fluren, Sonne gibt es jetzt kaum. Nach dem Ort Pflaumfeld linker Hand führt der Wanderweg in ein Waldstück, wo es die erste Traileinlage gibt, ein Pfad, nicht einmal einen halben Meter breit, und der dich die Füße heben lässt. Sonst könnte man schnell auf dem Boden der Tatsachen liegen.







Gnotzheim
Nach etwa 75 Minuten erreiche ich den Markt Gnotzheim, der am Fuß des Hahnenkamm auf einer Höhe von 473 Meter liegt, ein Nebengebirge der Fränkischen Alb. 1053 wurde der heute 800 Einwohner zählende Ort erstmals urkundlich erwähnt. Die Gegend ist landwirtschaftlich geprägt mit Wiesen und Feldern. Ich laufe in den Ort hinein, verlasse den Altmühl-Panoramaweg und suche mir die Metzgerei und Gasthaus Sorg, wo ich mir eine Brotzeit und etwas zu trinken kaufen will. Wer hier nicht zuschlägt, muss sich auf den Inhalt seines Rucksacks verlassen. Zur Metzgerei geht es die Spielberger Straße hinauf und dann stehe ich vor dem Eingang. Aber nicht alleine, denn mehr als fünf Personen warten darauf, eingelassen zu werden. Corona regelt den Kundenverkehr, denn mehr als zwei Leute dürfen nicht in den Verkaufsraum. Ich warte gut 20 Minuten, bis ich an der Reihe bin und dann laufe ich ohne Maske auch noch hinein. Gerade im letzten Augenblick bemerke ich mein Missgeschick. Das Mahl mit der Leberkäsesemmel und der Halben Spezi dauert dagegen nur fünf Minuten. Mit vollem Bauch laufe ich dann wieder hinunter, um fast am Ortsrand wieder auf den Wanderweg einzubiegen.






Spielberg/Gelber Berg
In einem Bogen verläuft dann der Weg gut zwei Kilometer leicht ansteigend zum Ortsteil Spielberg. Zum Schluss führt die Ortsstraße von Gnotzheim mit zweistelligen Steigungsprozenten in den Ort Spielberg hinauf. Dort umrunden wir nun flach das gleichnamige Schloss Spielberg, das auf dem 598 Meter hohen Hagbuck liegt. Im 12. Jahrhundert wurde hier das Schloss als Höhenburg errichtet. Die damalige Burg gehörte später den Grafen von Truhendingen, die Beziehungen zum Kloster nach Eichstätt hatten. Der Künstler Ernst Steinacker erwarb das ruinöse Objekt 1983 von den Adligen zu Oettingen-Spielberg und renovierte den Bau umfassend. Der Künstler hat auf seine Art jeden Raum des Schlosses, die Schlossanlage, den Innenhof und die umliegenden Wiesenstreifen gestaltet. Ich schieße ein paar Bilder und mache mich dann weiter. Aber für die Besichtigung muss man den Wanderweg verlassen und die Schlosszufahrt hoch marschieren. Der Abstecher lohnt auf jeden Fall.












Genau um Mittag verlasse ich Spielberg, die Ortsjugend werkelt am Gemeindehaus, die Mittagspause steht bei denen als nächstes an, denn einer lädt einen Träger Bier vom Anhänger. Die nächsten Kilometer geht es auf dem Höhenzug des Naturwaldreservats Spielberger Leiten und dem Gelben Berg (auch Gelbe Bürg genannt) wellig dahin. Hier hat man seine Ruhe, denn wir verlassen nicht dem Wald. Der Gelbe Berg mit seinem Plateau diente den Menschen früher als befestigter Siedlungsplatz. Spuren gehen bis in die Urnenfelderzeit (10. bis 8. Jahrhundert v. Chr.) und in die spätere Hallstattzeit (6. Jahrhundert v. Chr.) zurück. Bekannt wurde der Berg durch seine Ausgrabungen Anfang des 20. Jahrhunderts.


Der Wanderweg verlässt nun den Höhenzug und überquert die Staatsstraße 2384. Es geht hinunter in Richtung Kurzenaltheim. Am Waldende verlassen wir das Asphaltband nach rechts in südliche Richtung. Nach einigen Minuten könnte man sich auf einer Aussichtsbank niederlassen, ein Bächlein höre ich im Wald leise murmeln, ein Wegweiser zeigt zur Rinne 30 Meter an. Der drei Kilometer lange Abschnitt bis zur (unbewohnten) Papiermühle gestaltet sich sehr hügelig. Es warten einige deftige Steigungen, die bei mir den Wanderschritt einfordern.









Wolfsbronn mit der Steinernen Rinne
Gegen 13.15 Uhr erreiche ich Wolfsbronn, einen knapp 100 Personen zählenden Ort, der zur Gemeinde Meinheim gehört. Wolfsbronn wurde im Jahr 1400 erstmals urkundlich erwähnt. Im Ort sehe ich den aus dem Jahr 1912 stammenden Glockenturm mit einer Wetterfahne. Am Dorfplatz weist eine Informationstafel zur „Steinernen Rinne“. Ich verlasse Wolfsbronn gleich wieder und stehe nach gut einen Kilometer auf einem Parkplatz, von dem ein Wanderweg zur Steinernen Rinne führt. Die Steinerne Rinne ist ein Naturdenkmal im Hangwald des Hahnenkammmassivs. Eine Quelle hat diesen Damm aus Kalktuff in Jahrtausenden gebaut. Das Wasser fließt auf der Dammoberfläche. Absperrungen sollen Leute hindern, dass das empfindliche Bauwerk betreten und womöglich beschädigt wird. Das ständige fließende Bächlein lässt den Damm jährlich um wenige Zentimeter wachsen. Sausteil geht es den knappen Kilometer hinauf mit rund 100 Höhenmeter, zum Joggen ist es zu heftig. Ich brauche rund 15 Minuten (mit Fotopausen) bis zum Waldrand, wo die Steigung endet und der Wanderweg wieder laufbarer wird. Zum Schluss führt mich ein Trail nach oben, man bräuchte fast Stecken als Unterstützung.












15.00 Uhr ist vorbei, ich bekomme langsam Hunger und will auch etwas trinken. Die Pause zögere ich noch hinaus, es wird vielleicht noch eine Aussichtsbank kommen, wo ich mich niederlassen kann. Die kommt auch, kann aber nicht benutzt werden. Grund: Das Ding ist frisch gestrichen, ein Schild informiert und es riecht noch nach Holzlasur. Also weiter. Der Kurs überquert nun die Staatsstraße 2216 bei einem Sägewerk. Jenseits sehe ich einen Hinweis zur Keltenschanze Cernubona. Interessant, aber meine Neugier wird nicht befriedigt, die Anlage steht im Privateigentum, der Zutritt ist verboten. Der weitere Wanderweg führt nun kurzzeitig durch hohes Gras, ich werde meine Beine auf Zeckenbefall untersuchen müssen. Ein paar Minuten später, nachdem ich kurz durch Freihardt gejoggt bin, lasse ich mich auf einer Aussichtsbank nieder, ich hole einen Riegel und die Getränkeflasche aus dem Laufrucksack. Es lässt sich hier gut aushalten, mit einem feinen Blick auf Ober- und Unterheumödern. Beide Dörfer gehören schon zur Stadt Treuchtlingen.











Heumöderntal/Treuchtlingen
Nach 15 Minuten mache ich mich wieder auf den Weg, nachdem ein Geher vorbeigekommen ist. Nördlich und östlich beider Ortsteile führt der Wanderweg wieder in den Wald mit fallender Tendenz durch das Heumöderntal. Zum Ende des Tals brauche ich nochmals alle Sinne, denn es geht äußerst rustikal über Wurzeln, Steine und sonstige Stolperfallen auf einem Trail par excellance hinunter. Unten am Damwildgehege wird der Wanderweg breiter, gut zum Auslaufen. In den letzten Minuten höre ich Lautsprecherdurchsagen und Moderation. Ich sehe dann in der Umgebung des Waldgasthofes Heumöderntal eine austrassierte Piste, ein Mountainbikerennen findet hier auf der Skipiste statt, die Fahrer gehen einzeln an den Start. Ein verschwitzter Sportler fällt hier natürlich auf, wenn er laufend und schnaufend unterwegs ist.









16.45 Uhr, die letzten Kilometer haben viel Zeit gekostet, ich habe auch noch eine Pause eingelegt und bin nun am Ziel Treuchtlingen angekommen. Gut 13000 Einwohner hat die Eisenbahnerstadt, die einstmals das zentrale D-Zug-Streckenkreuz Bayerns bildete. Die Stadt wurde erstmals 899 als Drutelinga urkundlich erwähnt. Bekannt ist die Gegend für den Treuchtlinger Marmor und für die Fossa Carolina, das war der Karlsgraben zwischen Schwäbischer Rezat und Altmühl. Das Bauwerk sollte zur Zeit der Karolinger um 790 den Rhein mit der Donau verbinden.
In Richtung Stadtmitte liegt dann rechter Hand der Jüdische Friedhof. 1773 wurde die Begräbnisstätte angelegt und etwa bis in die 1930er Jahre belegt. Auf dem Friedhof sehe ich heute gut 300, teilweise seht aufwendig gestaltete Grabsteine. Am südlichen Eingang steht das im November errichtete Mahnmal des Künstlers Franz Peter Burger, das an die Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft erinnern soll.
Gleich nach der Bahnunterführung an der Oettinger Straße verlasse ich den Panoramaweg und laufe über die Bahnhofstraße an der Kirche Marie Himmelfahrt vorbei zum Bahnhof, wo mein Auto steht. Es ist kurz vor 17.00 Uhr, ich war lange unterwegs. 43,3 Kilometer zeigt mir die App an, rund 1000 Höhenmeter, das reicht. Für die nächste Etappe muss ich mir den Plan anschauen, diese wird wohl bis kurz vor Eichstätt führen. Ich war knapp 6,5 Stunden unterwegs. Für Wanderer ist meine Etappe fast zu lange, man müsste halt irgendwo zur Hälfte eine Unterbrechung einlegen, als Läufer ist die Tour von Gunzenhausen nach Treuchtlingen gut geeignet.


Altmühl-Panoramaweg Etappen 1 und 2
Start: Bahnhof Gunzenhausen
Ziel: Bahnhof Treuchtlingen
Distanz: 43 Kilometer
Höhenunterschied: ca. 500 Meter
Untergrund: wenig Asphalt, der Rest etwa zur Hälfte Trailwege, Pfade und gute Wald- und Feldwege
Laufzeit: ca. 6,5 Stunden (incl. Pausen)
Besonderheit: Einkehrmöglichkeit in Gnotzheim (etwas abseits des Wanderwegs), ansonsten reichhaltige Getränke aus dem Rucksack.
Weitere Info: Im Internet unter https://www.naturpark-altmuehltal.de/altmuehltal-panoramaweg/