Wintermarathon in der Region – Wir halten zusammen! (Laufbericht von A. Lautner)

Die letzten Jahre hat Jürgen Siebenhüter aus Bergheim immer einen Wintermarathon in der Region organisiert. Doch wie wird das funktionieren, wenn ein unbekannter Gegner sich herumtreibt und alle Veranstaltungen absagen lässt? Oder laufen die Teilnehmer von irgendwo an der Strecke los und hören dann dort wieder auf? Im April hat das bei seinem Ostermarathon schon funktioniert. Anfang November plant Jürgen, den Wintermarathon von der Zeit „zwischen den Jahren“ (also zwischen Weihnachten und Neujahr) in die Woche vor den Festtagen zu verlegen. Er muss nur noch auf seinen Dienstplan schauen. Mich holt er schon früh ins Boot, wir sprechen uns ab.

Ende November meldet sich Jürgen wieder via Mail, allerdings mit schlechten News: Das Sportheim Irgertsheim ist mittlerweile „closed“ und es besteht keine Möglichkeit, den Lauf offiziell zu machen. Er will auf alle Fälle einen Lauf für sich machen und fragt gleich nach meinem Interesse. Er überlässt es mir, ob ich von meiner Haustüre starte oder von Bergheim aus. Anfang Dezember wird dann der Lauftag festgezurrt, der Samstag vor den Festtagen wird es sein.

Schnell vergehen die Tage und dann ist der Augenblick da, wo wir uns treffen zum gemeinsamen Auslauf. Den Start haben wir noch etwas vorverlegt, damit genug Zeitpuffer bis zum Sonnenuntergang ist. Wir haben nun die kürzesten Tage im Jahr und es wird schon nach 16.00 Uhr dämmern.

Kurz nach 08.15 Uhr parke ich mein Auto vor seinem Haus. Kurz danach erscheint auch Jürgen, bereit für die letzten Einweisungen. Kurzfristig haben noch drei Fussballjugendliche der SpVgg Joshofen-Bergheim ihr Interesse bekundet. Es gilt natürlich unter Einhaltung der Abstandsregeln zu laufen und Menschenansammlungen zu meiden. Da die Jugendlichen die Strecke nicht genau kennen, wird Jürgen die Gruppe führen. Allerdings in kleinen Zweierteams, die zwischen sich einen großen Abstand halten. Ich werde noch fünf Minuten zuwarten und die Gruppe dann vor mir hertreiben.

Punkt 08.30 Uhr läuft dann Jürgen los, zusammen mit seinem Sohn Yannick und dessen Fußballverrückten Elias, Andreas und Marcel. Die Jugendlichen werden bis Weichering laufen und dort vielleicht noch ein kleines Stückchen Weg dranhängen, damit die Halbmarathondistanz voll wird. Ein paar Minuten warte ich zu und mache mich dann um 08.35 Uhr auf die Socken. Wir hätten das Wetter von Vortag mit Sonne und deutlichen Plusgraden haben wollen, aber heute ist es nebelig, man sieht kleine 100 Meter und die Temperatursäule kratzt an der „Nulllinie“. Das wird gegen Ende ein Kampf vor dem Erfrieren. Ich gebe aber jetzt die Hoffnung nicht auf, dass doch noch die Sonne die Oberhand behält.

Der Sollerweg führt mich gerade mal ein, zwei Minuten in südliche Richtung, dann biege ich rechts ab in die Donaustraße und schon habe ich Bergheim verlassen. Den Laufrucksack habe ich gut angepasst, nichts drückt, alles okay. Ja, man sollte neben einen Geldschein für einen Einkauf auch ein, zwei Riegel und vielleicht einen Liter Getränk mitnehmen. Versorgen kann man sich bei Geschäften an der Strecke. Wer dann dort einkauft, kann als Beweiszweck gleich einen Kaufbeleg mitbringen. Weil, und das ist Bedingung der Teilnehme, du beweisen musst, die Strecke gelaufen zu sein. Ein Screen von der Laufapp oder Bilder von der Strecke werden auch akzeptiert. Die Goretexjacke habe ich in der Frühe auch noch eingepackt, falls mich der Wind gegen Ende des Laufes auskühlen sollte.

Im Vergleich zum Oktobermarathon laufen wir heute entgegengesetzt und der Untergrund enthält auch mehr asphaltierte Teile. Flach verlaufen die ersten Kilometer bis zum Schulzweiher auf dem Radweg, später schwenken wir an die Staatsstraße 2214 heran. Bis auf einen Mann, der seinen Hund ausführt, sehe ich keine Menschenseele. Dann glaube ich Stimmen im Nebel zu hören. Und in der Tat sehe ich zwei Läufer. Genau erkenne ich diese erst an der Straßenkreuzung, wo es nach Unterstall und Joshofen geht. Unsere Kirche Hl. Kreuz, die an der Anhöhe oberhalb von Joshofen steht, kann ich nur erahnen, der Nebel schluckt alles.

Knapp 45 Minuten bin ich unterwegs, als wir den Ortsrand von Ried erreichen. 800 Einwohner hat der Stadtteil, der 1976 nach Neuburg eingemeindet wurde. 1280 wurde Ried im Salbuch von Ludwig II des Strengen erwähnt. Ein paar Jahre älter ist die Pfarrkirche Ried, die im Pappenheimer Urbar als „Kapelle auf dem Berg, St. Georgen“ vermerkt ist. Nach St. Georg ist das Gotteshaus geweiht. Eine Sicht darauf habe ich jetzt auch nicht, der Nebel scheint hier sogar noch ein wenig dichter zu sein, immerhin liegt Ried etwa 20, 30 Höhenmeter höher als Bergheim.

Den Rieder Berg lasse ich mich hinuntertreiben, und kann dabei die Jungs hinter mir lassen, auch Jürgen mit dem Rest der Truppe. Ein Kaffee wäre nicht schlecht, denke ich mir in der Ingolstädter Straße: Einkehr dieses Mal in der Jet-Tankstelle, vielleicht keine Wartezeit wie nebenan beim Bäcker im E-Center. Eine „Kaffeetante“ betritt nach mir die Tankstelle, Jürgen ist es. Die Jungs laben sich am Wasser. Ja, des kriegen bei uns nur die Ochsen. Da gibt es einen Spruch, den behalte ich jetzt für mich.

Nach wenigen Minuten laufe ich langsam weiter, ich möchte noch einige Bilder der Laufkameraden an der Donaubrücke und unterhalb des Schlosses sammeln. Die Offenen Hilfen (Ambulant begleitetes Wohnen) auf der Leopoldineninsel haben ihre Bürofenster nach Art eines Adventskalenders verziert. Schön. Das Neuburger Schloss ist ein prächtiger Bau, besonders wenn du diesen mit der Donau, vielleicht im Sonnenschein, auf den Chip bannen kannst. Heute ist es durch den Nebel milchig, verschwommen, die Türme sind fast nicht zu sehen. Pfalzgraf Ottheinrich ließ die vorherige Burganlage in Laufe des 16. Jahrhunderts zu einem Renaissance-Schloss umbauen. Heute befindet sich das Schlossmeuseum, die Flämische Barockmalerei und das Fossilienkabinett drin. Es wird noch einige Zeit dauern, bis diese Einrichtungen wieder der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Corona hat ja derzeit alles verrammelt.

An der Ampel biege ich nach links ab auf das Donaukai. Nach wenigen Metern sehe ich die Roßschwemmtreppe, der Ort, wo bis 1904 sich eine Lände, ein kleiner Hafen, befand. Auch wurde früher hier Wasser für die Brauereien entnommen. Das kann man sich heute gar nicht mehr vorstellen. Von dem Wasser dann Bier herstellen und trinken. Bei dem Gedanken schüttelt es mich. Am Ende des Donaukai laufen wir auf dem Radweg der Grünauer Straße Richtung Osten, es geht nun grob Richtung Ingolstadt, 20 Kilometer bis zur nächsten Wende! Kurz danach lasse ich die Gruppen um Jürgen hinter mir, ich werde zum Sololäufer.

Ein wenig langweilig ist Radweg entlang der Straße mit teilweise entsprechend lautem Verkehrslärm. Wer möchte, könnte nochmals in einen der Supermärkte an der Nördlichen Grünauer Straße sich etwas holen. Eine Bäckerei ist auch vorhanden. Ich bin noch voll vom Frühstück und dem Kaffee von der Tanke und laufe deshalb weiter ohne Stopp nach Heinrichsheim. Dort sehe ich dann einen mannshohen Weihnachtsmann noch aus dem Augenwinkel. Zwei, drei Schritte zurück und die Beute ist auf dem Chip der Kamera. Fast 1,5 Stunden bin ich unterwegs und verlasse nun „Heiniheim“, so bezeichnen wir den Ort im Spaß. Gleich daneben ist beim Audi Driving Center „tote Hose“, nix los. Lediglich eine E-Karre wird mit Strom aus der Ladesäule aufgetankt.

Nach dem Überqueren der Staatsstraße 2043 am Kreisverkehr kommt der schönste Teil unserer Laufstrecke. Bis weit nach Ingolstadt hinein bist du in der Natur unterwegs. Zuerst führt uns die Allee nach Rohrenfeld. Vorher wendet sich mein Blick zur alten Gruselkirche auf der linken Seite, die jedoch nie ein Gotteshaus war, sondern als Wasserturm bis in die 60er Jahre des letzten Jahrhunderts benutzt wurde. Seit gut 30 Jahren finden dort viele Eulen und Fledermäuse einen Unterschlupf. Ruhe dürften die jetzt nicht haben, denn einige Personen machen dort entsprechend laut Holz, schneiden Bäume zurück und bringen wieder Ordnung in das Gelände. Der einsame Läufer fällt da bei denen natürlich auch auf.

Die Alleen sorgten bei der Anlegung für eine gewisse Ordnung bei der Landschaftsplanung in der Vergangenheit. Die Wittelsbacher wollten dadurch die Aufmerksamkeit auf ihren Besitz, auf die Residenzen und Gestüte lenken. Praktische Überlegungen waren auch vorhanden, denn dadurch wurde eine Orientierung erleichtert, die Bäume gaben etwas Wind- und Regenschutz den Reisenden und deren Wurzelwerk befestigte die Fahrwege. Heute ist es anders, denn je größer die Bäume sind und je näher sie an den Straßen wachsen, desto eher ist mit Straßenschäden durch die wuchernden Wurzeln zu rechnen.

Ich laufe durch den Weiler Rohrenfeld, der durch den Golfplatz heute sehr bekannt ist. Die Allee führt mich weiter in das ein Kilometer entfernte Maxweiler, deren erste Bewohner um 1800 herum Mennoniten waren, die zum großen Teil rund 50 Jahre später nach Iowa auswanderten. Sie bekamen 1830 ein Bethaus, das bis in unsere Zeit (1970) als Schulhaus diente. Ich verlasse Maxweiler am Bahnübergang, die Schranke ist oben.

Ein wenig öde geht es auf den drei Kilometern auf der Ortsverbindungsstraße nach Weichering. Zumindest sehe ich fast keinen Verkehr. Langsam bekomme ich Hunger und Durst. Die nächste Tanke ist nah. Da könnte man in das kleine Geschäft an der Neuburger Straße einkehren. Tipp: Die haben große Kuchenstücke. Aber Jürgen hat wieder seine Schwiegermutter ins Boot geholt. Dort warten Getränke sowie Riegel und Bananen. Ich muss allerdings fast durch ganz Weichering laufen, vorbei an der Kirche St. Vitus. Deren Vorgängerbau datiert aus dem Jahr 1316. Die Kirche bildet heute das Wahrzeichen von Weichering, ungewöhnlich im neuromanischen Baustil für diese Gegend. Ich müsste mir einmal Zeit nehmen für eine Besichtigung.

Unweit des Bahnhofs Weichering muss ich nur in eine Nebenstraße einbiegen, dann stehe ich vor der offenen Garage. Ein Stuhl steht parat, auf dem Tisch ein Schild, wir mögen klingeln. Die Getränke sind ins Haus gestellt worden, ein Läufer kann keinen kalten Sprudel trinken, so Jürgen später. Aber eines ist völlig überraschend. Es steht am Tisch eine Thermoskanne, daneben ein Rührkuchen. Die Flüssigkeit aus der Kanne duftet nach Kaffee! Nach zwei Tassen und einem Stück Kuchen mache ich mich wieder auf den Weg. Die Laufapp zeigt knapp 20 Kilometer an.

Es folgen einige Kilometer durch die Donauauen, zuerst laufe ich beim Vogelsang vorbei, eine Wirtschaft, wo man derzeit Speisen nur abholen kann. Wie lange werden wir warten müssen, bis wir wieder einkehren können? Wird es Frühling werden und wird man dann erst im Biergarten essen können so wie heuer? Wir werden sehen. Dann führt mich die Straße am Weicheringer Bauhof vorbei nach Rosenschweig, welches auf der anderen Seite der Bahnlinie liegt, immer parallel zur Ach. Diese dreht dann als Sandrach in Richtung Südost ab. Die Teerdecke endet, der weitere Weg (als Radweg) ist dennoch gut belaufbar.

Das Biotop Jackl-Brenne bei Knoglersfreude ist reich an Naturschätzen. 1985 erwarb der Bund Naturschutz die 4,1 Hektar große Fläche von der Deutschen Bundesbahn. Es verlief hier früher die Bahnlinie nach Ingolstadt. Im Zug der Verlegung der Bahnstrecke wurden größere Mengen Kies entnommen und das Gelände wurde sich selbst überlassen. In der Zeit entwickelten sich Trockenrasengebiete mit seltenen Pflanzen und gleich daneben im Bereich der Gewässer Feuchtgebiete und Verlandungsvegetation.

Am Wasserwerk Buschletten endet für mich die Einsamkeit. Denn auf meinem Longjog sah ich lediglich eine Person, dazu ein, zwei Läufer und Radfahrer. Ich bin zurück in der Zivilisation. Am Wasserwerk laufe ich rechts in die Roßlettenstraße, vorbei an dem Pferdehof und erreiche nach genau drei Stunden Laufzeit den Pennymarkt an der Hagauer Straße, meine nächste Einkehr. Ich empfehle aus der Metzgerei frischen warmen Leberkäse in der Semmel. Leider kann ich nur das Mahl an der frischen Luft einnehmen, eine Einkehr ist ja verboten. Bis die Semmel verzehrt ist, ist der Läufer ausgekühlt und froh, dann er weiter Richtung Stadtmitte laufen kann.

Den frisch asphaltierten Donaudamm erreiche ich Punkt Mittag, das Zwölfeläuten kommt laut von Haunwöhr herüber. Auch laufen die Sirenen an, eine regelmäßige Sirenenprobe muss sein, ich bin ja auch aktiv bei der Feuerwehr und die Probe dient nur als Funktionsüberprüfung. Die Baumaßnahme am Dammweg war höchst umstritten. Ich muss zwar zugeben, dass der Weg auf der Dammkrone im Winter mitunter tief und dreckig war, aber eine Splittschicht hätte vollends als Ausbau gereicht. Eigentlich hätte ich mich gleich am Damm links halten müssen, um die Donau zu erreichen, aber in meinem Tran laufe ich auf dem Damm weiter. Den Fehler bemerke ich erst, als ich am Alpenverein Ingolstadt ankomme. Das Vereinsheim liegt schon östlich der Staustufe, egal, ein paar Meter mehr, das macht die Suppe auch nicht fett, ein knapper Kilometer ist es mehr.

Ich überquere die Staustufe Ingolstadt, die 1971 errichtet wurde und die heute den erzeugten Strom an die Deutsche Bahn liefert (wie alle anderen Kraftwerke in unserem Bereich). Früher floss die Donau im Bereich der südlich gelegenen Sandrach. Erst im 19. Jahrhundert wurde der Strom begradigt und mit Dämmen versehen. Es gingen zwar die natürliche Flussdynamik und Überflutungsräume verloren, aber auf der anderen Seite gewann man nutzbare Wald- und Feldflächen und viele verschiedene Wasservögel können hier bei uns überwintern. Ich bilde mir kein Urteil, was besser ist. Auf alle Fälle ist die Tendenz wieder da, dass die Donau bei extremen Hochwasserlagen Räume braucht, damit die Hochwasserspitzen gekappt werden.

Die Strecke würde jetzt auf der Stauseestraße weiterführen. Ich mache jedoch einen kleinen Schlenkerer zum Baggersee hin, um auch da noch einige Bilder „mitzunehmen“. Eine Einkehr im Seehaus wäre auch möglich, aber Schilder weisen auf Glühwein und Punsch to go hin. Das ist mir jetzt doch zu heftig.

Die Antoniusschweige ist mein nächster Anlaufpunkt. Die gleichnamige Ausflugswirtschaft hat geschlossen, beim Hofladen daneben könnte man Produkte aus einem Automaten mitnehmen. Wenn der Laden offen hat, man könnte auch selbstgemachten Eierlikör kaufen. Naja. Der Laden ist beliebt und die Nachfrage kann teilweise nicht vollständig gedeckt werden.

Nach rund 200 Meter auf der Antoniusschwaige (so heißt auch die Straße) verläuft die Strecke auf dem Wanderweg an der Schutter weiter. Man sollte schon hier laufen und nicht auf der Gerolfinger Straße. Nach einem guten Kilometer mündet der Wanderweg in den Radweg parallel zur Gerolfinger Straße ein. Die letzten zwölf Kilometer werden fad und dein Gemüt wird arg auf die Probe gestellt.

Kurz vor 13.00 Uhr erreiche den Ortseingang Gerolfing. Auch hier wie anderswo, Feiern dürfen nicht stattfinden wie die Kinderkrippenfeier am Dorfplatz. Die hat man absagen müssen. Fast 5000 Einwohner hat der Ingolstädter Stadtteil, dessen Geschichte urkundlich im Jahr 1055 in einem Brief von Kaiser Heinrich III begann. Neckname der Gerolfinger ist Moiakäfa (Maikäfer), der auf einer Geschichte beruht: Ein finanzschwacher Handwerksbursche soll sich beim Wirt einquartiert haben. Als es jedoch ans Bezahlen ging, überließ er dem Wirt eine Schachtel mit wertvollen Uhren. Dieser schaute erst nach einer Weile hinein und entdeckte keine Uhren, sondern lebende Maikäfer, die für das Ticken gesorgt haben. Der Geselle war da schon über alle Berge. Die letzte Versorgungsstelle, das Geschäft Fanderl kurz vor Ortsausgang lasse ich links liegen, ich habe noch Getränke im Rucksack und die will ich auch nicht alle wieder heimschleppen.

An der Kapelle Maria am Anger kurz vor Dünzlau, vor einigen Jahren neu errichtet, raste ich kurz für ein paar Minuten. Der Altarraum ist trotz des beengten Platzes mit einem Weihnachtsbaum geschmückt. Im Vorraum ist eine Bank, wind- und wettergeschützt. Für zwei, drei Minuten lass ich mich nieder. Dann laufe ich in den Ort hinein. An der Kirche St. Andreas, die zum Teil aus dem 15. Jahrhundert stammt, steht ein Maibaum. Dieser wurde am Fuß auch weihnachtlich von der Tanzlmusi und den Kirchenbläsern geschmückt. Am Mäuerchen um den Maibaum finde ich eine Aufforderung an Kinder und Spaziergänger, eine Schlange aus bemalten Steinen zu legen. Ein paar Steine fallen mir auch auf, so heißt es „bleibt gesund“ und „Dünzlau is a Weltmacht“. Das Letztere würde ich nicht unterschreiben, denn auf Wikipedia fehlt ein Eintrag für Dünzlau. Ich verlasse den Ort auf dem Radweg Richtung Irgertsheim. Die Kilometer ziehen sich hin. Leicht bergan geht es auf den Hohenlohe zu, es wird zäh.

Auf der westlichen Seite des Berges kann ich es laufen lassen. Nur kurz, denn dann erreiche ich die Marathondistanz nach 5.08 Stunden Laufzeit. Den Augenblick muss ich natürlich fotografisch festhalten. Ein paar Meter weiter hat der Christbaumverkauf an der Staatsstraße 2214 nur mehr wenige Bäume im Angebot. Wer zu spät zuschlägt, bekommt seinen Baum zum gleichen Preis, aber dafür eventuell den letzten Ausschuss. Betrieb sehe keinen, der Verkäufer wird in seiner beheizten Verkaufsbude hocken. Gleich danach schwenkt der Radweg hin zum Sportheim Irgertsheim, welches wohl unser Start und Zielgelände gewesen wäre, wenn nicht …

Am Bergheimer Kreisverkehr brauche ich noch ein wenig Aufmerksamkeit bei der Überquerung der Straße. Bergheim ist schon in Sichtweite. Am Ortseingang geht es nochmals ein wenig bergan. Rechte sehe ich ein Schafspferch, wo ein Mann ein Schaf fängt. Das wehrt sich zwar heftig, aber entkommt dem Fänger nicht. Der holt schließlich ein Messer aus der Tasche und bearbeitet dann das Schaf. Nein, die Gurgel schneidet er nicht durch, sondern die Klauen, die bei den Tieren auch zurückgeschnitten werden müssen. Wir wünschen uns schon frohe Festtage.

Am Ende der Hauptstraße thront die Kirche St. Mauritius, die urkundlich von Bischof Otto von Eichstätt im 14. Jahrhundert genannt wurde. Bereits vorher muss es noch eine Kirche gegeben haben. Dort biege ich in den Lindenweg und gleich ein paar Schritte weiter in den Sollerweg ein. Davor sehe ich noch die alte Schule. Dann erreiche ich das Ziel kurz nach 14.00 Uhr, ich war knapp 5,5 Stunden „on the road“.

Es dauert nicht lange, dann fällt der Läufer natürlich auf. Jürgens Frau, Gudrun kommt aus dem Haus und bietet mir noch Bier und Brezn als Zielverpflegung ein. Gudrun berichtet mir, dass die Jungs ihren Halbmarathon gut über die Bühne gebracht haben und die fehlenden Meter zu der vollen Strecke einfach noch angehängt haben, bevor sie in Weichering eingekehrt sind. Mein Fazit ist wie das von Franz, der letztes Jahr mitgelaufen ist: Bleibts gesund und nächstes Mal laufen wir zusammen, kehren ein paar Mal ein und trinken bei der letzten Tankstelle ein Finisherbier, auch wenn wir noch ein paar Restmeter haben. Haltet die Ohren steif und „stay safe“.