Marathon in der Region, Mai 2021 – ein paar Kilometer Zugabe (Laufbericht von A. Lautner)

Sechs Wochen sind vergangen, dann steht der nächste Marathon in der Region auf dem Plan. An der Pandemie hat sich noch nichts derart geändert, als dass man miteinander in der Gruppe laufen könnte. So bleibt es dabei, maximal Pärchenbildung! Und wenn man mehr Leute sind, deutlichen Abstand halten. Und auf Nachfrage sagen, „wir gehören nicht zusammen!“

Der Start, jetzt in Bergheim, muss ein paar Tage zuvor um 15 Minuten nach hinten verlegt werden, denn, so Jürgen Siebenhüter, „nicht dass wir mit den Kirchgängern ins Gehege kommen“. So treffen wir uns, Jürgen, Petra, Stefan, Rocco, Jannick und seine Fußballfreunde, in Bergheim. Die Strecke wird gegenüber zum Ostermarathon kurzerhand in die andere Richtung gedreht und um ein paar Varianten bei der Streckenführung modifiziert.

Was man mitnehmen muss, ist allen bekannt: Getränke, vielleicht ein paar Riegel, einen Geldschein, FFP2-Maske für einen evtl. Einkauf und heute, ganz wichtig, Regenschutz, denn Petrus kommt kühl und feucht daher, wie im ganzen Frühjahr bisher.

Pünktlich zum Start ist es kühl, doch es scheint immerhin die Sonne. Guter Beginn. Denn nichts wäre ärgerlicher, schon anfangs nass zu werden. Gudrun, Jürgens Frau, schickt uns mit ein paar Sekunden Verspätung auf die Strecke. Nach ein paar Metern auf dem Sollerweg biegen wir links in die Donaustraße ab und nach gut einem Kilometer überqueren wir die Staatsstraße ST 2043. Rocco, ein starker Läufer ist deutlich voraus, es ist allerdings auf dem Radweg links abgebogen. Nun ja, denke ich, er will heute einen Trainingslauf über 50 Kilometer machen, und da braucht er einige Umwege, damit er an seinen avisierten Laufumfang kommen kann.

Noch sehen wir die Jungs um Jannick hinter uns, Jürgen hat gleich sein Tempo eingeschlagen und will sich nicht verheizen lassen, so wie an Ostern von den Jungs. Südlich der Kiesweiher laufen wir auf den Wald zu. Immer wieder müssen wir den Regenpfützen ausweichen. Am Waldrand geht es dann mit einer Links-Rechts-Kombination auf der Wegführung an einem Marterl vorbei in den Wald. Da kommt dann schon Rocco von hinten und geht gleich vorbei. Ich habe meine Mühe, ihn noch irgendwie mit der Kamera einzufangen.

Die Wegführung nach Gerolfing ist im Wald noch einfach. Man muss nur den Radwegweisern folgen und man kommt auch noch in Sichtweite der 1000jährigen Eiche im Gerolfinger Eichenwald vorbei. Wenige Tafeln geben Informationen über Natur und Landschaft preis. Doch stehenbleiben und lesen geht heute nicht, denn Petra und Stefan laufen gleichmäßig, für mich fast zu schnell. Doch mein Vorteil ist, dass ich den Weg kenne, die beiden eher nicht.

Denn als wir nach Gerolfing hineinlaufen, lasse ich sie ein paar Augenblicke warten, bis von mir das Kommando kommt, links, in die Eichenwaldstraße, zur Kirche St. Rupert. Kurz zuvor könnten wir verpflegen, beim Bäcker Würzburger. Doch nach knapp neun Kilometer Laufstrecke brauchen wir nun noch nichts zum Trinken. Am Dorfplatz, da sah ich bei meinem Sololauf im April 2020 eine Steinschlange mit vielen Sprüchen, doch diese gibt es nicht mehr, schade. Dafür blühen die Frühlingsblumen um die Wette. Über die Gerolfstraße und den Bruckweg verlassen wir Gerolfing nach Süden und nach wenigen Minuten erreichen wir die Donau heute zum ersten Mal, nach gut zehn Kilometer.

Es geht auf den Damm in Richtung Ingolstadt, dort oben haben wir mehr Aussicht auf den Strom. Aber nur kurz, denn nach knapp zwölf Kilometer wartet dann Karl mit Getränken und Bananen am Kneippbecken. Das ist von Spaziergängern und Radfahrern gut in Beschlag genommen. Einige von Karls Triathlonfreunden sind zufällig mit dem Rad gekommen, es entwickelt sich eine Plauderei und Ratscherei, die dann Petra nach unserer Getränkepause beendet „wir müssen weiter, oder wollt ihr Wurzeln schlagen?“

Nur kurz tangieren wir den Baggersee, wo doch einige Läufer und Spaziergänger unterwegs sind, und dann laufen wir an der Staustufe über die Donau. Unsere Strecke verläuft nun noch ein Stückchen in Richtung Stadtmitte. Über den Baggerweg, Ranke- und Reuchlinstraße erreichen wir genau mit Kilometer 16 die Tankstelle Weigl und den östlichsten Punkt unseres Kurses. Eine Einkehr ist nicht nötig, die Bäuche sind noch gefüllt von der vorherigen Versorgungsstelle am Baggersee. Einen guten Kilometer folgen wir nun der Haunwöhrer Straße stadtauswärts, just zu der Stelle, wo ein unscheinbarer Weg auf den Donaudamm führt. Den kennen wir noch vom vorherigen Wochenende, als wir den virtuellen Halbmarathon Ingolstadt gelaufen sind. Auf bestem Asphalt erreichen wir das Wasserwerk Buschletten.

Kurz zuvor kann ich Petra und Stefan davon überzeugen, dass wir nun auf der nächsten Variante ein neues Wegstück einbauen, die alte Bahntrasse nach Neuburg. Der folgen wir nun auf etwa zwei Kilometer. Auf halber Strecke liegt jedoch ein Baum quer über dem Weg. Auf das Hindernis freut der Fotograf in mir, kann man jedoch für ein Foto ein paar Sekunden verschnaufen. Gleich danach liegt links die Jackl-Brenne, ein einzigartiges Magerrasengebiet und Biotop. Vom Radweg rechts von uns kann man dieses nicht sehen. Nach ein paar Metern auf einem Trailpfad endet nun diese Variante, ein Halbmarathon liegt bereits hinter uns, wir schwenken auf den Radweg nach Neuburg.

Kurz danach muss ich Stefan und Petra ziehen lassen, eine Unverträglichkeit im Bauchraum lässt mich in die Büsche ziehen. Ich brauche nicht mehr auflaufen, denn beide warten dann an der bekannten Verpflegungsstelle in Weichering. Kurz zuvor hätten mich zwei Radwanderer auf dem Gepäckträger sitzend mitgenommen. Die sind nach Augsburg unterwegs. Ich kann mir nicht verkneifen, die beiden hinzuweisen, dass sie demnächst links abbiegen müssen, ich dagegen nach Neuburg gerade weiterlaufen muss. Jürgens Schwiegermutter hat wieder Kaffee, Getränke und Bananen hergerichtet und kommt dann auch noch aus dem Haus, um uns für den weiteren Weg alles Gute zu wünschen.

Ab Bahnübergang in Weichering laufen wir auf unbekanntem Terrain. Na ja, ich kenne den Streckenverlauf, Petra und Stefan nicht. Es geht über das Bahngleis, kurz parallel und dann führt ein Feldweg an Schornreut vorbei wieder in den Wald. Dann wird einer inkontinent. Der da oben, Petrus. Später wirft er sogar mit Steinen nach uns, weil wir insgeheim fluchen. Die Hagelkörner schlagen auf meiner Birne ein, es tut gleich weh. Wo ist der Stahlhelm? Der Schauer dauert zwar nicht lange, doch er ist so intensiv, dass Petra sich die Regenjacke anzieht und ich den Niederschlag aussitzen will. Ergebnis ist bei mir, dass ich das Wasser am Oberkörper hinunterlaufen spüre.

Kurz vor Rohrenfeld gelangen wir wieder auf die Allee, die Sonne scheint nun, als ob nichts gewesen wäre. Petra verstaut ihre Regenjacke wieder, ein kurzer Fotostopp für den Fotografen, wir bleiben kurz stehen. Dann laufen wir auf der befestigten Allee Richtung Grünau, wo wir uns am Jagdschloss Grünau nochmal in Position für ein gescheites Beweisfoto bringen.

Über den Verkehrskreisel Grünau geht es gerade hinweg in die Grünauer Straße, durch das Industriegebiet und durch Herrnwörth. Dann gibt es den nächsten Versorgungsstopp. Stefan hat bei den Stadtwerken Neuburg wieder eine Tasche mit Getränken versteckt. Kilometer 35 und Colagenuss sind beim Marathon so wie heute ein Genuss. Die Aussicht, es bald geschafft zu haben, Zucker im Bauch und bekanntes Geläuf, perfekt. Doch bei mir ist der Zug heraus, ich muss Petra und Stefan ziehen lassen.

Je näher ich Neuburg komme, desto dunkler wird wieder der Himmel. Vielleicht reicht es bis zum Ziel. Ich überquere kurz vor 13.30 Uhr die Donaubrücke, noch trockenen Fußes, doch kurz nach der Großen Grotte spüre ich auf meiner Birne bereits erste Regentropfen. „Raindrops keep fallin’ on my head“, sang B. J. Thomas und das fällt mir ein, als mir einen Plastikumhang überziehe. Wenigstens hält der Wald den Wind und Regen ein wenig ab. Eine Sauerei ist es jedoch von dem Zeitgenossen, der die Marienfigur auf dem Boden geworfen und zerstört hat.

Ich erreiche Joshofen mit Kilometer 41. Vor meiner Haustüre habe ich die letzte Tränke für uns aufgebaut, nochmals ein Becher Cola und nach ein paar Augenblicken gehe ich den letzten Streckenteil nach Bergheim an. Doch kaum habe ich die Marathonmarke am Ortsrand überschritten, kommt wieder die Sonne zum Vorschein.

Über den Krautgarten, hier sind noch ein paar Stellen mit Schlamm und Dreck, erreiche ich dann das Betonwerk am Schulzweiher. Bergheim ist schon in Sichtweite. Nach wenigen Minuten biege ich dann von der Donaustraße in den Sollerweg ein und dann ist um Punkt 14.17 Uhr der Marathon in der Region geschafft. 5.01 Stunden (brutto) für rund 45,5 Kilometer, das passt. Auch wenn Petra und Stefan mir zum Schluss noch einige Minuten abgenommen haben.

Petra hat sich schon in trockene Kleidung geworfen und wartet mit einer Flasche Radler auf den durstigen Läufer. Es dauert nicht lange, dann kommt Rocco ins Ziel, der seinen Kurs in Neuburg noch bis zur Staustufe Bittenbrunn um gut sechs Kilometer verlängert hat und so auf seine 50 Kilometer gekommen ist. Ein Radler verschmäht er, doch auf ein gescheites Bier lässt er sich von Gudrun einladen. Sie berichtet uns dann von den Jungs, die nach dem Getränkestopp in Weichering noch ein paar Kilometer weitergelaufen sind und dann aufgelesen wurden.

Den Vogel schießt jedoch Jannick ab, der nach weiteren fünf Minuten angelaufen kommt und so seine Premiere auf der Marathonstrecke bravourös hinlegt. Als 16jähriger! Ach was, es war ein Ultra über 45,5 Kilometer für Jannick. 5,5 Stunden sagt die Uhr. Super gemacht. Wie sagte einst Sportreporterlegende Harry Valérien, als Sportler gute Leistungen erbracht haben: „Sappradi Bursch!“