Hasetalmarathon Löningen: #wirlaufenweiter2021 trotz Corona (Laufbericht, Bilder von A. Lautner)

#wirlaufenweiter2021 ist die Devise, die für den Hasetalmarathon in Löningen nach dem Ausfall im letzten Jahr auch heuer gelten muss. Keine Aussicht auf eine Genehmigung, eine Austragung wäre auch nicht zu verantworten, und so musste auch das Organisationsteam um Armin Beyer, Jens Lüken und Stefan Beumker sich anderes einfallen lassen. Kein Löninger Marktplatz mit vielen Zuschauern, Musik, Cheerleadern und rotem Teppich, statt dessen die eigene Haustür, alleine, vielleicht auch zu zweit virtuell unterwegs zu sein. Also eine Austragung, um das laufende Volk zu beschäftigen und vielleicht der Vereinskasse was Gutes zu tun. Nach meiner Anmeldung meldet sich alsbald Stefan Beumker zu Wort, es war 2020 sehr schwer für den Verein, die Veranstaltung am Leben zu erhalten. Doch die Resonanz auf eine erneute Austragung war riesig, so sind bis zur Halbzeit der zwei Wochen, wo gelaufen werden kann, knapp 3000 Meldungen eingegangen.

Alle Disziplinen sind für Langstreckler angeboten, von 5 Kilometer bis zum Marathon, Staffelwettbewerbe, Schüler- und Bambiniläufe, Special-Olympics-Lauf und natürlich auch Strecken für Walker und Nordic Walker. Ich rufe jetzt noch einmal auf, die 3000er-Marke knacken wir doch noch.

Mein Grund für die Teilnahme: Mir hat das Event rund um Löningen im Jahr 2018 sehr gut gefallen, eine super abwechslungsreicher Kurs über zwei Runden mit Ortschaften, wo die Musik spielte, mit längeren, vermeintlich eintönigen Streckenteilen, die jedoch aufgepeppt wurden, und wo wir immer wieder die Hase, ein kleiner Fluss, tangierten. So möchte ich euch auf eine Reise mitnehmen, die in meiner Heimat entlang der Donau, durch Ortschaften und auch durch Neuburg führen wird.

Stefan schwärmt noch von den Berichten, die Klaus, Wolfgang, Mario, Bernd und ich seit 2011 auf unserer Website marathon4you.de beigesteuert haben. Wer von den Stimmung dort oben links im Bundesgebiet nichts gelesen oder gesehen hat, hier sind die Berichte verlinkt:

www.marathon4you.de/marathon/remmers-hasetal-marathon/6977

Wer sich früh genug angemeldet hat, erhält für 10 EUR neben den üblichen virtuellen Gaben (Startnummer, Urkunde, Marathon-Broschüre, digitaler Starterbeutel) auch noch die eigens geprägte Medaille und ein Funktionsshirt. Wie die das finanziell hinbekommen haben, ist mir schleierhaft. Ich ziehe jedenfalls meinen Hut. Wer sich jetzt noch zur Teilnahme entschließen mag, zahlt nur 6 EUR. Beim Anmeldevorgang besteht zusätzlich noch die Möglichkeit, die Löninger St. Anna Klinik und HelpAge Deutschland finanziell zu unterstützen.

Laufen will ich auf meiner Halbmarathonstrecke, die ich mir im Rahmen des Jokerthons Altenburg gesucht habe. Die Macher des Skatstadtmarathon stecken im gleichen Dilemma, dass auch ihre Veranstaltung ausfallen muss. Ähnlich wie der Kurs in Löningen durch Ortschaften, durch Wälder und Felder, entlang der Hase, ist auch mein Kurs ähnlich abwechslungsreich. Kommt mit auf die Reise durch Neuburg und Umgebung.

Am ersten Tag des virtuellen Runs will ich auf meiner gesteckten Runde laufen. Punkt 08.15Uhr stehe ich vor dem Haus, mache noch ein Beweissicherungsbild, starte die Laufapp und mache mich ohne Getränk und Rucksack auf den Weg. Sonne, 15 Grad, keine Wolke am Himmel, geradezu perfekt. Ach ja, ich muss euch noch sagen, von wo ich aus starte. Joshofen, das ist meine Heimat, da bin ich geboren und da bin ich dahoam. Gut 300 Einwohner hat der Ortsteil der Großen Kreisstadt Neuburg an der Donau und die liegt fast in der Mitte Bayerns. Die Donau, Europas langer Strom, ist nur wenig mehr als einen Steinwurf von mir entfernt. Vor der Regulierung in den 60er Jahren des letzten Jahrhunderts brachte die Donau oft Hochwasser, manchmal über Nacht. Im Juni 1965, daran kann ich mich erinnern, war an einem Morgen der halbe Ort unter Wasser und der knapp 5jährige Anton wurde mit dem Boot zu den Großeltern evakuiert.

Nach 500 Metern verlasse ich Joshofen am westlichen Ende, wo ein Marterl an das Fährunglück vom August 1945 erinnert. Ich bleibe kurz stehen und denke an die zwei Personen, die neben den am Karren geketteten Ochsen, ertrunken sind. Nach ein paar Metern im Wald führt mein Kurs auf den Donaudamm, der die nächsten 4,5 Kilometer mein Untergrund und Begleiter sein wird. Zwei Radfahrer sehe ich bei ihrem Morgensport und zwei Hundehalter, die ihren Vierbeiner ausführen. Auf halber Strecke hat ein Schwanenpärchen ein Nest auf einer Insel gebaut, sie ist bereits am Brüten.

 

Kurz vor der Staustufe Bergheim liegt Bergheim nördlich der Donau. Wer möchte, könnte dort noch im Überlaufgraben kneippen. Die Anlage wurde just fertiggestellt. An der Staustufe Bergheim sind fünf Kilometer geschafft. Ich wechsele auf die Südseite des 2587 Kilometer langen Stromes, der (nach der Wolga) der zweitlängste in Europa ist.

Lauffest auf dem platten Land, so hieß mein Bericht aus dem Jahr 2018. Eine Leseprobe gefällig?

Eine neue Strecke steht an, es geht weit in den Nordwesten der Republik. Und was muss ich feststellen: So eine herzliche und familiäre Veranstaltung habe ich lange nicht mehr gesehen. Der Hasetal Marathon in Löningen soll es sein. Ja, davon habe ich schon viel gehört. Es ist einer der seltenen Läufe, bei denen man in die Dämmerung läuft. Nur leider ist der Ort rund 700 Kilometer von mir entfernt. Die ganze Nacht bin ich mit der Bahn unterwegs und am Vormittag erreiche ich dann mit einem Bustransfer als einziger Fahrgast die Unterkunft in Löningen. Und dort liefert gerade Stefan Beumker, der Mann für die Presse beim VfL Löningen, die Startnummer ins Haus. Ich werde herzlich willkommen geheißen.

 

Etwa einen Kilometer laufe ich an der Südseite der Donau noch in Richtung Osten, dann tauche ich in den Auwald für knapp zehn Minuten ein. Diese Auen werden seit einigen Jahren immer wieder reguliert überflutet, nicht nur wenn Hochwasserwellen kommen. Damit können viele Pflanzen- und Tierarten wieder heimisch werden. Am Waldrand liegt dann das Jagdschloss Grünau. Der Wittelsbacher Pfalzgraf Ottheinrich ließ das Schloss ab 1530 für seine Ehefrau Susanna von Bayern errichten. Ursprünglich wurde der Bau als Wasserschloss errichtet, die Gräben sind mittlerweile verlandet. Feuchte und dreckige Füße könnte man sich dennoch holen. Den Wittelsbachern gehört das Gebäude und, so vermute ich, der größte Teil des Auwaldes. Das Auenzentrum Neuburg/Ingolstadt ist hier beheimatet. Alles was mit Auen zu tun hat, findet man hier, sowie ein Portrait der Donau von der Quelle bis zur Mündung.

 

Nun führt mein Kurs gut fünf Kilometer auf dem Radweg der Grünauer Straße. Kerzengerade verläuft meine Laufstrecke anfangs durch ein Industriegebiet, später durch Herrnwörth, ein Ortsteil von Neuburg. Danach sehe ich von weitem schon eine Menschenansammlung stehen. Ist da eine Prozession der Kirche oder ein Unfall, wo sich Schaulustige eingefunden haben. Mitnichten. Nach vielen Monaten findet auf einem großen Parkplatz ein Flohmarkt statt und die Leute warten auf Einlass. Ja, mit den Corona-Regeln scheinen es einige Zeitgenossen da nicht ernst zu nehmen. Kurz zuvor kommt mir noch ein schneller Skater entgegen. Der Markus ist auch berufsbedingt schnell unterwegs, ist er doch Boss der Neuburger Floriansjünger. Und Laufsport betreibt er auch, er muss ja fit bleiben. Ich sehe ihn zu spät für meinen Fotoschuss.

 

Dann müssen wir auf einem längeren Stück auf der Kreisstraße fast drei Kilometer herunterschrubben, mit entsprechender Weitsicht. Die Löninger sind einfallsreich. Es folgen Motivationsschilder im Abstand von 100 Meter mit Sprüchen wie „Du bist stark“ oder „Du bist stärker als du denkst“. Kurzweilig erreiche ich den zehnten Kilometer, ohne auf die Uhr zu schauen und den nächsten Verpflegungspunkt bei Angelbeck (Kilometer zwölf). Der traditionell am Marathontag mit bunten Fahnen geschmückte Ort gehört zum sogenannten Überhäsigen Viertel, eine Gegend etwas oberhalb der Hase, wo sich einige Dörfer zur Gemeinschaft zusammengeschlossen haben. Die Sambaschule „samba-ole“ macht mächtig Stimmung. Wie auch anderswo in Niedersachsen versteht man es in Angelbeck, feucht fröhliche Schützenfeste zu feiern. Und genauso feiert man einmal im Jahr den Hasetal Marathon.

 

Am eigentlichen Stadtrand von Neuburg verlasse ich die Grünauer Straße und biege in den Englischen Garten ab. Der hat eine Verbindung zum Münchener Park. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurde unserer nach Plänen des Oberförsters Luz gestaltet. Die Eigentümer, die Wittelsbacher, haben zu Beginn des Jahres den Spaziergängern einen Bärendienst erwiesen. Viele Bäume wurden gefällt und einige Wege kurzerhand gesperrt. Öffentliche Kritik in Zeitung und Fernsehen brachte keine Änderung, einige Wege sind weiterhin nicht benutzbar und im nächsten Winterhalbjahr steht angeblich noch eine weitere Fällaktion an. Mehr will ich dazu nicht sagen.

Auf Höhe der Parkschule führt meine Laufstrecke nun wieder an die Donau heran. Und just an der Stelle zeigt sich die Residenzstadt Neuburg im besten Bild. Doch schaut selbst. Hier beginnt eine Zeremonie meiner Heimatstadt, die rund 30000 Einwohner zählt. Das Neuburger Donauschwimmen zählt mit bis zu 2000 Teilnehmern als eines der Größten in Europa. Doch halt, nicht im Sommer findet das statt, sondern immer Ende Januar. Und damit wird das Schwimmen interessant für Funk und Fernsehen.

Am Donaukai bleibt natürlich ein wenig Zeit liegen, denn die Ansicht auf die Altstadt, Donaustrom und Elisenbrücke ist herrlich. Es geht unter die Brücke hindurch und wir sind sogleich für einen knappen Kilometer wieder im Grünen unterhalb der Altstadt. Später verlassen wir die Donau beim Oberen Brandl, er geht kurz hinauf zum Descartes Gymnasium, wo der kleine Anton mit Latein ein paar Jahre lang geplagt wurde. „In vino veritas,“ das konnte ich mir merken, recht viel mehr nicht.

An der Studienkirche geht es dann nochmal links auf grobem Pflastersteinen hoch zur Altstadt. Am Äußeren Oberen Tor (Bürgertor), das um 1530 durch Pfalzgraf Ottheinrich erbaut wurde, betrete ich schnaufend wie ein Packesel die Altstadt. Am Ende der Steigung stehe ich vor der Stadtpfarrkirche St. Peter, eine dreischiffige Hallenkirche, erbaut von Johann Serro in den Jahren 1641 bis 1646. Zentraler Punkt ist der Karlsplatz mit dem Rathaus (aus dem 17. Jahrhundert) und der prächtigen Hofkirche „Unserer Lieben Frau“. Im übrigen empfehle ich zu allen Jahreszeiten einen Besuch der Altstadt. Leider ist der Innenhof des Schlosshofes verschlossen, ich wäre gerne für einen Eindruck da hinein. Die Altstadt verlasse ich beim Nadelöhr, so der umgangssprachliche Begriff des Unteren Tores. Ruppig auf einer Pferdetreppe und auf grobem Asphalt geht es „Zur Hölle“ hinunter wieder an die Donau. Durch eine Umrundung des früheren Cafe Bruckenbäck finde ich mich nach einigen Mehrmetern auf der Elisenbrücke wieder, wo ich die Donau überquere. Noch drei bis vier Kilometer, dann ist der „Halbe“ geschafft.

 

 

Kilometer 17, kurz zuvor haben wir bei einem Gehöft eine Trinkstelle. Noch gut drei Kilometer haben wir vor uns, als uns auf der Schelmkapper Brücke die Streckenmoderatoren Dieter Raters und Jürgen Wiilen empfangen. Gut gelaunt überquere ich die Hase und hoppele auf dem Damm in Richtung Löningen. Erwähnen und loben will ich die Marathonmacher auch wegen der vielen nützlichen Hinweise an der Strecke, wie z. B. die Distanz zur nächsten Getränkestelle und/oder zum nächsten Erste Hilfe Posten. Sogar die Telefonnummern der Ersthelfer sind angegeben. Kurz vor Kilometer 20 die letzte Verpflegungsstelle, den die Löninger Realschule betreibt. Viele Kinder helfen hier mit. Einige werden am Nachmittag beim Kinderlauf teilgenommen haben. Schnuckelig sehen die Fahrräder aus, die kurz danach am Wegrand stehen. Da gibt es ein Schnullerrad, Glücksrad, Einhornrad und das Deutschlandrad.

 

Am Ende der Donaubrücke geht es rechts ab zur Ringmeierbucht und die Natur hat mich wieder. Auf einem malerischen Wanderweg erreiche ich nach wenigen Minuten die Große Grotte. Leider hat da vor einigen Wochen ein Vollpfosten die Madonnenfigur auf den Boden geworfen und zerstört. Nach etwa einen weiteren Kilometer auf dem Wanderweg verlasse ich den Auwald an der Donau auf einem holprigen Feldweg, hinaus in die Flur. In der Ferne kann ich schon das letzte Zwischenziel sehen, die Joshofener Pfarrkirche Hl. Kreuz, die auf dem Kirchberg liegt. Letzte Steigung! Ich kämpfe mich hoch und dann geht es steil hinunter auf dem Kirchweg. Nach einer kleinen Dorfrunde erreiche ich meinen Ausgangspunkt vor meinem Haus. Ich drücke auf die App und sehe 21,2 Kilometer. 2.08 Stunden, Distanz und Zeit passen. Ich belasse meinen virtuellen Hasetalmarathon bei dieser einen Runde, das Frühstück ruft.

 

Mein Fazit:

Nächstes Jahr möchte ich doch wieder zum Hasetalmarathon fahren, auch wenn die Reise quer durch die Republik geht. Der Termin steht auch schon, der 25.06.2022. Zunächst gibt es noch eine Fleißaufgabe, die 3000 Teilnehmer sollen vollgemacht werden. Grund für mich, auf die fünf und die zehn Kilometer noch zu gehen. Wer hilft noch mit? Die Möglichkeit zur Teilnahme besteht bis zum 26.06.2021.