PAF:bike!run!walk! – „Rundumadum“ Pfaffenhofen (Laufbericht u. Bilder v. A. Lautner)

Spät im Frühjahr bekomme ich über die sozialen Medien sowie über die Presse mit, dass in Pfaffenhofen sich wieder etwas in Sachen Laufen rührt. 2020 fand am Waldsportplatz des MTV Pfaffenhofen ein Benefiz-Staffellauf über vier Stunden statt und heute soll es auf die neu beschilderten Panoramawege Nord, Süd und Ost gehen. In Summe soll es ein Marathon sein mit vielen Höhenmetern, denn das Umland von Pfaffenhofen an der Ilm (zwischen Ingolstadt und München gelegen) ist hügelig. Mein Freund Bernhard spricht von rund 700, ein nicht zu unterschätzender Faktor. Nach kurzer Info im Vereinskreis lassen sich Henriette, Stefan und Petra auf das Abenteuer ein und melden sich an.

An einem Sonntag im Juli, der gar nicht mal so sonnig daherkommt, versammelt sich ein illustrer Kreis auf dem Volksfestplatz in Pfaffenhofen zum sportlichen Tageswerk. Eher müsste es heißen „Im Frühtau zu Berge, ääh Werke“, denn bereits um 07.00 Uhr werden die ersten Radfahrer losgelassen.

Nach einer kurzen Einweisung heißt es auch für uns, hinter das Startband zurücktreten. Und dann werden wir nach dem Startsignal losgelassen. Rund zehn Einzelläufer, ein paar Staffelläufer und einige Walker haben darauf gewartet und legen los. Einige geschwind, manche gemächlich und die hinten gemütlich. Über den Kreisverkehr biegen wir in die Ziegelstraße ein. 2020 konnte ich es bei einem der letztmöglichen Läufe vor dem zweiten Lockdown während des Stadtlaufes in das Ziel hinunterrollen lassen. Und heute? Es geht ordentlich bergan. Gerade die Staffeln legen ein schnelles Tempo und die Einzelläufer lassen sich mitziehen. Ich finde mich am Ende des Feldes wieder, ohne dass ich viel Zeit beim Fotografieren verplempere. Einige Minuten sind wir unterwegs, dann kann ich zumindest einen Läufer überholen. Ich bin als einer der Ältesten zumindest Vorletzter. Egal.

Wir verlassen Pfaffenhofen auf gefälliger Straße und überqueren eine größere Straße, die von Helfern gesichert wird. Es geht auf einem Feldweg ins Gelände, zum Parkplatz Weiberrast und dann nach dem Tierheim nach rechts in den Wald. Mittlerweile bin ich auf einen Premierenläufer aufgelaufen, der sich von einem Radfahrer coachen lässt. Da hänge ich mich dran, weil die ein GPS-Gerät dabeihaben. Ich bin mittlerweile skeptisch geworden, denn die Markierungen sind spärlich und das Läuferfeld hat sich weit auseinander gezogen. Der Radfahrer lotst uns dann später auf einen Hügel hinauf, wo der Feldweg dann endet. Das erste Verlaufen, shit. Wieder hinunter auf den Hauptweg, dafür durch eine regennasse Wiese, und die Füße schwimmen innerhalb kurzer Zeit in den Schuhen. Das wird lustig. Unten sind wir wieder die Letzten.

Waldwege dominieren, ich sehe grüne Markierungsschilder, später der Ort Pallertshausen und wieder Waldstrecken, mitunter mit Trail- oder Crosscharakter. Nach 50 Minuten erreiche ich den ersten Verpflegungspunkt Gittenbach. Ein kleines Wegstück zuvor begleitet mich eine Staffelläuferin, die mir noch den weiteren Weg beschreibt. Nach einer Halben Isogetränk mache ich mich wieder auf den weiteren Weg in den Wald, der Hinterholz genannt wird.


Urplötzlich steht dann Petra in Begleitung von Heiko an einer Kreuzung im Wald. „Wir haben uns ein wenig verlaufen,“ meint sie. Der Umweg muss gehörig sein, denn später misst ihre Laufuhr deutlich mehr als einen Kilometer als meine. Wir beschließen zusammen zubleiben, weil „es eh wurscht ist, wie lange wir unterwegs sind“, so ihre Meinung, es soll ja ein Trainingslauf sein.

Später wird die Strecke gefällig, es geht nach Tegernbach hinein. Der Regen, der uns seit dem Start begleitet hat, lässt nach und endet. Sogar die Sonne möchte durch die Wolken durchblicken, lässt es aber dann bleiben. Der Ort Tegernbach gehört seit der Gebietsreform zur Kreisstadt Pfaffenhofen, er zählt rund 900 Einwohner. Eine alte Gemeinde, die erstmals in Urkunden des Kloster Scheyerns aus dem 12. Jahrhundert genannt wurde. Der Ort ist schön „aufgeräumt“, wurde er doch von ein paar Jahren beim Wettbewerb „Unser Dorf soll schöner werden“ ausgezeichnet. Wir verlassen Tegernbach auf einem geteerten ansteigenden Radweg. Eine Lauffreundin von Petra sprach von einer guten belaufbaren Steigung, „die euch Spass machen wird“. Na ja, zwei Kilometer bergan, wir können weit sehen, Serpentinen und hinten raus immer steiler, es wird spassig. Ich fluche, die Gaudi hat längst aufgehört.

Dann haben wir den Schönthaler Berg bezwungen. Clever hat Bernhard hier die zweite von fünf Verpflegungsstellen platziert. Ein Halbe Apfelschorle lasse ich die Kehle hinunter laufen, entsprechend bläht sich bei mir der Ranzen. Die überflüssige Luft entleert sich dann im folgenden Wald mit einem lauten Röhrer. Petra schaut erschreckt. Alles paletti. Hügelig umrunden wir den Ort Wolfsberg, den gleichnamigen Berg tangieren wir sogar.

Im Fürholzen laufen wir an der Kapelle vorbei und überqueren die Straße, Petra deutlich vorneweg. Ich vermute, sie wird mir irgendwann davonlaufen. Dann sehe ich sie an der Steigung nach Holzried marschieren. Ich komme langsam näher, aber frühzeitig nimmt sie wieder Fahrt auf, der Abstand bleibt. Ortsausgang Holzried biegen wir wieder rechts ab. Mittlerweile habe ich als Letzter wohl die Markierungen begriffen. Die Wanderschilder sind grün mit weißer Beschriftung, an deren Ende hängen blaue Täfelchen, die den Panoramaweg West nennen. Die sind winzig, fast zu übersehen und die Schrift kann man kaum lesen, so klein.

Es folgt der Sonnenweg, fast trailartig, der mit „Lauf“-Schildern zusätzlich gekennzeichnet ist. Überraschend erreichen wir im tiefsten Wald die nächste Tanke, die von einer Mutter mit ihrem Sohn besetzt ist. Angst hat sie keine, meint sie, schließlich ist ein Mann (ihr Sohn!) da. Wir bleiben wieder stehen und trinken. Halbzeit, fast 2,5 Stunden sind wir unterwegs.

Nach einigen Schleifen im Sulzbacher Holz verlassen wir den Wald, laufen durch das Anwesen Höflmaier Hof und erreichen nach wenigen Minuten die Staatsstraße 2045. Ein gutes Wegstück joggen wir dann auf Parkwegen am Gerolsbach entlang. Immer weiter führt uns der gesplittete Wanderweg hinein nach Pfaffenhofen. Ich sehe Logos des Jakobswegs. Die letzten 500, 700 Meter sind wieder mit Laufschildern und roten Pfeilen markiert. Allerdings sehen wir nicht alle, Ergebnis, ein Umweg durch eine Baustelle.

Schließlich stehen wir auf dem Hauptplatz, der zentrale Punkt in Pfaffenhofen. Wir sehen keine Markierung. Ich ziehe Bernhards Beschreibung für die Orientierung aus der Tasche. Auf dem Zettel steht „am Rathaus rechts vorbei“, ein Passant gibt uns noch die Richtung vor. Schließlich ein paar Mal die Straße überqueren, über den Sparkassenplatz hinweg und zur Ilmbrücke, dort dann nach rechts auf den Panoramaweg Ost. Dort haben wir gleich wieder beste Markierungen. Ich stecke den Zettel ein.

Auf der Moosburger Straße müssen wir dann an einer Ampel die B13 überqueren. Einige Augenblicke dauert es bis zum Grünsignal, dann geht es unter der Bahnlinie Ingolstadt – München durch und sogleich den Berg hinauf. Zwei Drittel der Strecke sind geschafft. Ein kleiner Schreckensmoment später, als Petra die Markierung übersieht. Ich pfeife sie zurück und wir sind wieder richtig unterwegs. Es geht später auf einem Wiesenpfad und Hohlweg steil bergan, wir gehen und laufen später über den Fuchsberg.

Nach einigen Minuten können wir wieder verpflegen am Kreisel Ledererstraße/Moosburger Straße. 500 Meter geht es dann auf einem asphaltierten Radweg weiter, dann biegen wir rechts ab auf einen breiten Feldweg. Vor uns läuft ein Pärchen, die rennen dann im Wald geradeaus. Hier laufe ich dann alleine, ich spreche jetzt von der Einzahl, denn Petra ist nun vorneweg. Dieser Streckenteil ist mir gut bekannt, denn vor vielen Jahren (reichen zehn?) ging es hier beim Nikolauslauf entlang: Zwei Runden, erste Hälfte bergauf, zweite runter und immer Schnee oder tiefer Boden, meine Erinnerung ist deutlich. An der höchsten Stelle verlassen wir den bekannten Kurs, im Zick-Zack erreichen wir den Zubringer zur Autobahn. Ein Helfer ermahnt uns, die Straße aufmerksam zu überqueren. Er betont aber, dass er den Verkehr nicht regeln darf. Zuvor können wir noch außerplanmäßig etwas trinken.

Die letzte offizielle Tankstation wartet dann rund zehn Minuten später, eine Helferin spornt uns mit einer Pfeife an. Kurz zuvor laufen wir durch Siebenecken. Noch fünf Kilometer, schätze ich, ohne auf die Uhr zu schauen. Rund zwei Kilometer verläuft dann die Panoramastrecke durch den Förnbacher Forst, Petra ist wieder voraus. An einigen Steigungen sehe ich zwar sie gehen, aber verringern kann ich den Abstand nicht mehr. Es ist dann beim Durchlaufen der Ortschaft Förnbach so, dass ich mein Tempo weiter reduziere, sie verschwindet aus meinem Dunstkreis. Ich unterquere wieder die Eisenbahnlinie nach Ingolstadt und laufe einige Meter parallel zu dieser.

 

An der Staatsstraße nach Uttenhofen steht wieder ein Helfer und weist mich an, die Straße zu überqueren. Noch zwei Kilometer, meint er, immer entlang der Paar, ein schöner gesplitterter Wanderweg. Selbst ein paar Spaziergänger gibt es, die ihren Hund ausführen. Der Parkweg endet schließlich an einer Ampel geregelten Kreuzung, ich sehe keine Markierung, dafür voller Bewunderung Petra. Ist sie schon im Ziel gewesen und holt mich ab? Das frage mich. Nein, sie hat gewartet, in meinen Augen lange.

Bei der nächsten Ilmbrücke sehe ich ein Schild, das den Festplatz in 700 Meter ankündigt. Petra muss dann gehen, ein Muskelkrampf ist bei ihr im Anflug. Das erinnert mich daran, als wir gemeinsam vor vielen Jahren beim Marathon in Berlin gelaufen sind. Da ereilte sie ein Krampf im Verpflegungsbereich nach dem Ziel. Wir gehen einige Meter, an den Tennisplätzen vorbei und laufen dann an, als wir das Ziel im oberen Volksfestplatz sehen. Das Team um Bernhard gratuliert uns nur Sekunden später und hängt uns Medaillen um den Hals.

Petra bekommt einen Pokal für ihre Leistung als zweitschnellste Frau. 4.43.49 Stunden steht auf der Urkunde, für die schwere Strecke, die wir eigentlich locker gelaufen sind, eine gute Zeit, zumal das Orientieren einige Zeit gefressen hat. Aber egal, es hat Spaß gemacht. Fast 41,5 Kilometer und deutlich mehr als 700 Höhenmeter sagt meine Laufapp. Duschen gibt es zwar, doch die dürfen nicht benützt werden, das bekannte Hygienekonzept, wir ziehen uns trockene Sachen an und lassen uns das Gebäck, Kaffee, Riegel und Schorle schmecken.

Am Nachmittag besuchen Henny und ich noch eine Nachhaltigkeitsmesse gleich um die Ecke. Neben vielen Informationen gibt es Grillwürste und Bier zum Nulltarif. Da hat sich ein Bierspender gefunden und mit mir ein Abnehmer.

Lustige Episode am Rande: Stefan hat sich mit Birgit total verlaufen. In einem Ort, er weiß nicht mehr wo, haben sich beide erkundigt, ob da welche vorbeigekommen sind. Ein (Ur-)Einwohner im O-Ton „da is vor zehn Minutn a Moped vorbeikumma.“ Ich glaube fast, dass sich hier jeder Teilnehmer verlaufen hat. Meine Madame Henriette kommt dann später im Schlepptau von zwei weiteren Wanderern an, sie bricht ab und verspricht, die Ostschleife bei der nächsten Gelegenheit nachzuholen. Die anderen zwei Wanderer lassen sich Medaille und Urkunde überreichen und machen sich auf den weiteren Weg mit einem „ihr könnt abbauen und braucht nicht auf uns warten.“

Fazit:

Eine schwere Strecke, die Potential hat. Vielleicht muss man an wenigen Stellen noch deutlicher markieren oder die Teilnehmer müssen halt die Beschreibung greifbar haben. Wenn man zu zweit läuft, ist ein Verlaufen kaum möglich. „Vielleicht machen wir das nächstes Jahr wieder“, meint Bernhard. Oder lässt er sich wieder etwas besonderes einfallen. Schaun mer mal. A Gaudi war es jedenfalls schon!