Wintermarathon in der Region – als Paar schnell unterwegs bei grauslichem Wetter (Laufbericht von A. Lautner)

Wintermarathon in der Region – als Paar schnell unterwegs bei grauslichem Wetter

In den letzten Jahren war mein Jahresabschluss immer der Wintermarathon in der Region, den Jürgen Siebenhüter aus Bergheim organisiert. Die Eckpunkte der Strecke sind einfach, die Städte Neuburg und Ingolstadt, wir laufen einmal nördlich und einmal südlich der Donau. An Flusskilometern dürften es so 20 sein und mit ein paar Schwenks hin und weg vom Strom wird es ein Marathon, der sogar ein wenig länger ist. Startort meist Bergheim oder Irgertsheim, Corona-bedingt ging es im Jahr 2021 auch von der eigenen Haustüre aus los. Ansonsten liegt die Verantwortung bei dem Läufer selbst. In Weichering hat Jürgen bei seiner Schwiegermutter Verpflegung gebunkert, ansonsten muss man das selber mitschleppen oder in Tankstellen, Bäckereien oder Supermärkten an der Strecke beschaffen. Als Beweis, dass man die Strecke gelaufen ist, gelten Kaufbelege, geschossene Bilder oder ein Scan der eigenen Laufuhr. Alles easy.

Im November nehmen wir Kontakt auf und planen schon grob, allerdings liegt die Corona-Inzidenz mit 800 relativ hoch. Jürgen plant zwar, am Sportheim Irgertsheim zu starten, aber ob es erlaubt ist, dort die Anlage zu benutzen, das ist fraglich, es gilt fürs Sporteln auf den Sportanlagen 2Gplus und in der Liegenschaft wohl auch, so genau weiß ich es auch nicht. In Neuburg müssen wir unseren Silvesterlauf absagen. Keiner weiß, wie die Regelungen zum Jahreswechsel ausschauen werden. Traditionell legen wir dann den Termin auf den 28. Dezember, also nach den Feiertagen, gerade richtig, um die während der Festtage angefutterten Kalorien wieder zu verbrennen.

Schnell vergehen die Festtage bis zu unserem Lauftag. Leider spielt das Wetter nicht mit. Der Wetterfrosch sagt Regen für den ganzen Tag an, bei knapp über null Grad wird es kein Zuckerschlecken. Ich richte die Goretex-Jacke her.

Kurz nach 08.45 Uhr parke ich mein Auto vor Jürgens Haus und kann gerade noch Stefan abfangen, der glaubt, dass der Start bei mir zuhause ist. Punkt 09.00 Uhr lässt uns Gudrun auf die Strecke. Wir sind zu sechst, nämlich Jürgen, Stefan, Yannick, Andreas, Annika und ich. Die Jungs sind sich noch nicht einig, wie weit sie laufen wollen, haben aber Verbindung zu Gudrun, die sie jederzeit abholen kann. Annika läuft zum ersten Mal den Halben, also bis nach Weichering, wo die Verpflegung liegt. Ja, und die Alten machen den langen Kanten, was sonst denn!

Es geht aus Bergheim auf bekannter Strecke hinaus, vom Sollerweg auf die Donaustraße, wo wir die Richtung nach Westen einschlagen. Ich habe mit meiner Kamera Probleme, das Ding hat Macken, sagt immer wieder SD-Karte neu einsetzen. Irgendwann gerät sie dann in den Funktionsmodus, nur, die Bilder bleiben dunkel und teilweise auch unscharf. Das Licht ist für die Kamera dürftig. Mein Plan, Bilder zuschießen, wird schon aufgehen. Ein paar Passende werden es schon werden und wenn die Kamera zickt, dann habe ich immer noch das Handy in der Hinterhand.

Der Laufrucksack ist gut angepasst, nichts drückt, und die Goretex-Jacke habe ich gleich am Start angezogen, denn es regnet. Laut Wetter.com und nach dem Regenradar könnte es nach einer Stunde Laufzeit etwas trockener werden. Schaun mer mal. Für unseren Kurs haben wir eine Strecke mit mehr Asphalt gewählt, da könnte man leicht mit dem Auto aufgepickt werden, wenn es nicht mehr laufen sollte. Außerdem wäre die Strecke durch die Donauauen teilweise dreckig und vielleicht sogar morastig.

Nach knapp 20 Minuten laufen wir am Schulzweiher vorbei, es geht nur Minuten später auf den Radweg an der Staatsstraße 2214 Richtung Neuburg. Stefan und ich sind vorneweg, die Jungs Yannick und Andreas folgen in knappen Abstand als Pärchen, weiter dahinter sehe ich Jürgen und Annika. Die Joshofener Kirche ist im Dunst nur schwer zu erkennen, die Untergrenze der Bewölkung liegt tief.

Nach etwa 40 Minuten laufen wir nach Ried hinein und lassen uns den Berg hinunter treiben. „Ein Kaffee wäre nicht schlecht,“ so meine Ansage an Stefan, der dem auch nicht abgeneigt ist. So pausieren wir in der Jet-Tankstelle. Da der Berichterstatter eine Kaffeetante ist (oder heißt es richtigerweise Kaffeeonkel?) wird gleich das schwarze Getränk in groß gewählt. Bis sich dieser auf eine trinkfähige Temperatur herunterkühlt, haben die Jungs und Jürgen mit Annika aufgeschlossen und sind nach ihrer Trinkpause weitergezogen. Mit Abstand zu den Vieren machen wir uns an die Verfolgung.

Mein Plan, ein paar Bilder von den Mitläufern auf der Donaubrücke und am am Donaukai zu machen, geht nicht auf, denn es regnet weiter, und ich muss immer wieder die Linse trocknen. Na ja, es werden dann halt ein paar Unterwasserbilder. Am Ende des Donaukais schlagen wir dann die östliche Laufrichtung ein, es geht nach Ingolstadt, unserem östlichsten Punkt.

Etwas laut durch den Verkehr ist es an der Grünauer Straße, ich bin glücklich, als wir auf Höhe der Supermärkte in die Heinrichsheimstraße einbiegen. In dem Neuburger Stadtteil halte ich meine Augen offen für weitere Fotomotive, denn der Regen hat mittlerweile an Intensität nachgelassen. An einer Hauswand entdecke ich ein Abbild des Neuburger Schlosses, das mir bisher nicht aufgefallen ist. Am Ortsausgang Heinrichsheim drückt uns die Blase und wir erleichtern uns an einer Werbetafel. Wir beenden das Geschäft, es kommt ein Hund unangeleint vorbei und hebt just an der Stelle sein Bein zum … Ich würde das nicht so deutlich schreiben, aber uns hat die Reaktion des Hundes so amüsiert, dass er genau diese Stelle markieren muss.

Es geht am Audi Driving Experience Center vorbei und nach dem Überqueren der Staatsstraße 2043 am Kreisverkehr geht es durch die Allee nach Rohrenfeld. Vor uns sehen wir seit geraumer Zeit Yannick und Andreas, nur langsam kommen wir näher und laufen an beiden schließlich vorbei. Linkerhand ist die alte Gruselkirche zu sehen, die nie ein Gotteshaus war, sondern immer ein Wasserturm, der erst vor rund 30 Jahren als Unterschlupf und Winterquartier von Eulen und Fledermäusen umgewidmet wurde. Wir durchlaufen Rohrenfeld und Maxweiler, Leute sind auf den Straßen nicht zu sehen.

Zwei Stunden wir unterwegs, es geht nach Weichering hinein. Ein neuer Radweg von der Waldschenke her endet dann im Acker, na ja, vielleicht wird der in die Ortschaft hinein in der nächsten Zeit verlängert. Apropos Zeit, die nächste Tankstelle ruft! Vorbei an Weicherings dominierender Kirche St. Vitus geht es nach rund 20 Kilometer in die Königstraße, wo in der Garage Bananen, Riegel, Getränke und für mich Kaffee warten. Jürgens Schwiegermutter kommt dann nach wenigen Augenblicken aus dem Haus und will informiert werden, wie es denn uns geht. Wir sind guter Dinge, unser Fazit, besonders weil es etwas trockener geworden ist. Nach fünf Minuten kommen auch Yannick und Andreas angelaufen. Gudrun ist mittlerweile mit dem Auto da, bereit, um die beiden eventuell mitzunehmen.

Stefan und ich ziehen weiter, am Vogelsang und am Bauhof vorbei in die Donauauen. Hier irgendwo haben wir Bergfest, also die Hälfte unseres Marathons hinter uns. An Rosenschwaig vorbei führt uns der Weg zur Jackl-Brenne, einem Biotop mit seltenen Pflanzen. Besonders im Frühling ist es hier mit der grün werdenden Natur besonders schön. Heute sieht man halt keine Spaziergänger. Am Wasserwerk Buschletten beginnt auf dem Donaudamm wieder die Asphaltstrecke. Wir beschließen, den Supermarkt an der Hagauer Straße auszulassen. Die Kilometer müssten eigentlich reichen. Falls nicht, so unser Plan, können wir ja noch ein paar Dorfrunden durch Bergheim drehen.

Von Hagau höre ich das Zwölfeläuten herüber, wir sind nun drei Stunden unterwegs. Wir verlassen den Damm und es geht an der Staustufe Ingolstadt auf das Nordufer der Donau. Über dem Wasser erkennen wir, dass es in Richtung Südwesten aufhellt.

Über die Stauseestraße erreichen wir schließlich die Antoniusschweige, eine weitere Einkehr wäre möglich. Am Weihnachten habe ich dort eine niederbayerische Ente „gefressen“, und die liegt mir noch verstoffwechselt an den Rippen und will noch mitgenommen werden. Aber wir brauchen noch nichts zum Essen, in meinem Rucksack liegt noch eine Flasche Tee und zwei Riegel, also keine Gefahr. Nach weiteren 200 Metern biegen wir auf den Wanderweg an der Schutter ab. Dieser wurde in den letzten Wochen wieder hergerichtet und ist eine gute Alternative zur Gerolfinger Straße. Nach einem guten Kilometer mündet dieser auf Höhe des Ingolstädter Golfplatz auf den Radweg nach Gerolfing ein. Noch rund zwölf Kilometer, Stefan schaut jetzt öfter auf seine Laufuhr. Er sagt zwar, dass er sich nicht im Marathontraining befindet, aber er ist mir meist einen Schritt voraus. Nun, einen Trainingsrückstand scheint er nicht zu haben. Er könnte mich alten Mann regelrecht stehen lassen.

Gerolfing, am Kindergarten lese ich „wir halten zusammen“ und das wollen wir auf den letzten Kilometer auch so halten. Freudestrahlend kommt später Stefan vom Fanderl heraus, zwei Brezn und zwei Cola in der Hand, die Nahrung für den Heimweg. Fünf Minuten später packen wir diesen an. Das Anlaufen sorgt schon für gewisse Disziplin, denn es ist schwer geworden, die gelaufenen Kilometer sind spürbar. Doch nach einigen Minuten kommen wir wieder in unseren Lauftrott und langsamer sich wir auch nicht geworden, so Stefan mit einem konzentrierten Auge die Laufapp beobachtend.

Die Kapelle Maria am Anger, kurz vor Dünzlau, die diente mir in der Vergangenheit mal als Einkehr (geistig und auch für den Magen, man kann sich kurz hinsetzen) oder als Unterschlupf (da hat mich mal ein Regenschauer arg erwischt), ich bleibe kurz für eine Aufnahme stehen. Dann geht es in den Ort hinein. An der Kirche St. Andreas steht ein Christbaum. Eindrucksvoll ist es, wenn du am Abend vorbeikommst und die Weihnachtsbeleuchtung ist eingeschaltet und die Kirche wird von außen angestrahlt. Wir verlassen Dünzlau auf dem Radweg und haben den Hohenlohe, ein Höhenzug, vor uns im Blick. Der Bergheimer Kirchturm ist nun deutlich in der Ferne zu erkennen. Das Ziel in Sicht, es kommt Freude auf. Und die Kilometer reichen auch. Nur gut zwei Kilometer bis zur Marathondistanz.

Wir lassen uns hinuntertreiben und erreichen dann nach wenigen Minuten die Feuerwache West in Irgertsheim. Gleich danach schwenkt der Radweg hin zum Sportheim Irgertsheim. 2018 und 2019 sind wir da gestartet, und haben uns danach gemütlich zu einem Ratsch in der Wirtschaft getroffen. Heute laufen wir vorbei und just an der Stelle ist die Marathondistanz geschafft. Zugabe, ein kleines Stückchen noch bis zum Sonnenweg.

Der Bergheimer Kreisverkehr erfordert noch Konzentration bei der Überquerung. Ein Autofahrer lässt uns noch passieren, eigentlich müssten wir warten. Am Ortseingang wartet noch eine kleine Steigung hoch zur Hauptstraße. Am Ende thront die Kirche St. Mauritius, nicht weit weg ist ein Baukran, an dem ein grüner Stern mit Weihnachtsbeleuchtung hängt. Jetzt brennt diese zwar nicht, aber am Abend ist das eindrucksvoll.

Wir biegen ab in die Lindenstraße und ein paar Schritte weiter ist unser Ziel im Sollerweg erreicht. Geschafft, so Stefans Fazit, 43,2 Kilometer und netto 4.02.41 Stunden zeigt seine Laufuhr. Tipptopp! Da hat er sich seinen Schmeixler hart verdient. Nicht lange dauert es, dann fallen wir Gudrun auf, sie kommt aus dem Haus und bietet uns Getränke an. Zudem hat Jürgen für jeden Finisher wieder Medaillen hergerichtet. Gudrun berichtet, dass Annika noch eine Schleife bis zum Bauhof gedreht hat, damit sie die Halbmarathondistanz überschreitet. Die Jungs sind nach einer Pause in Weichering weitergelaufen und wollen den Marathon beenden.

Nach einem kurzen Ratsch muss Stefan weiter, er muss seine ehrenamtliche Tätigkeit bei der Neuburger Tafel als Fahrer antreten. Super. Ich packe es schließlich auch und fahre nochmals kurz auf die Hauptstraße Richtung Irgertsheim, wo ich zwei müde gewordene Jogger sehe. Yannick (mit seinem zweiten Marathonfinish) und Andreas als Premierenläufer. „Super gemacht, Burschen, gut eingeteilt habt ihr euch das Rennen,“ so entlasse ich die beiden auf ihren letzten Metern durch Bergheim.

Mein Fazit:

Zu zweit laufen ist halt wesentlich abwechslungsreicher als solo. Zudem vergeht die Zeit schneller und geteiltes Leid ist halbes Leid. Danke Stefan, dass du mich mitgenommen hast. Jetzt wird es halt wirklich Zeit, dass man danach wo einkehren können und laufen, so wie wir es vor der Pandemie erleben durften. Aber Jürgens Marathon in der Region hat auch einen besonderen Charme, und da freue ich mich schon jetzt auf eine neue Ausgabe, vielleicht wieder zu Ostern oder einmal als Nachtmarathon im Sommer. Pläne haben wir, sollte die Pandemie länger dauern. Haltet die Ohren steif und bleibt`s gesund.