1987 – 125 J Jedermann-Abt

Basis: Festschrift 125 Jahre TSV 1862 Neuburg

Die Jedermann Gruppe ist eine Weiterentwicklung des Altersturnens, das nach Wiederaufnahme der Vereinsarbeit im Jahre 1946 eingeführt wurde.

Bis 1962 war es möglich, in der Marstallturnhalle unter der Leitung der Vorturner Viktor Wurzer und Hans Perzlmeier Alt-Herren-Turnen zu betreiben. Die Gruppe, die sich jeden Dienstag ab 20.00 Uhr traf, rekrutierte sich nur aus wenigen Teilnehmern. Herr Perzlmeier, bemühte sich zwar nochmals, etwas Schwung hinein zu bringen. Sechs Mann waren noch da und hatten den Wunsch weiterzumachen als sich Sportkamerad Albert Eberle bereit erklärte, den Neuaufbau zu versuchen. Wie es weitergehen sollte, stellte er sich so vor: Sport für Jedermann um fit zu bleiben. Wobei Gymnastik und leichtes Turnen an Geräten im Vordergrund stehen; dazu im Sommer am Sportplatz noch Leichtathletik. Albert Eberle begann damit eine vollkommen neue Richtung des Freizeitsportes.

1963 nahmen Albert Eberle und Roland Kotzur “die Zügel in die Hände” warben innerhalb des Vereins und annoncierten im März 1963 in der Neuburger Rundschau. Dem neuen Team war Erfolg beschieden: es konnte neben der Stammmannschaft, die zwischenzeitlich bis auf drei Mann zusammengeschrumpft war – Albert Eberle, Hans Göttler, der spätere Vereinsvorsitzende und Roland Kotzur – fast jeden Monat ein neuer Interessent in der Marstallturnhalle begrüßt werden.

Mit der Zeit kristallisierte sich eine kleine, konditionell gut vorbereitete Gruppe heraus, die bereit war, das Sportabzeichen zu erwerben.

1966 veranstaltete die junge Abteilung ihren ersten Kappenabend, der unter dem Motto “Gemeinschaftsgeist wecken – Interesse an den Übungsstunden stärken” stand. Zu dieser Zeit sind durchschnittlich pro Sportabend 15 Teilnehmer erschienen.

1967 waren es pro Abend schon 30 Teilnehmer. Im Herbst 1967 errang die AH-Mannschaft der Jedermänner beim DMM-Kampf 4.566 Punkte und stieg damit bis zur bayerischen Spitze auf. Der Verein hatte mit dem Anwachsen der “Turnabteilung für Jedermann” – so nannte sie sich – ein Potential, mit dem die großen Festveranstaltungen des TSV optimal organisiert und durchgeführt werden konnten. So zum Beispiel das große Bezirksturnfest, an dem auch die Abteilung mit ihren AH-Leichtathleten teilnahm und die vielen Volksläufe. Neben der allwöchentlichen Trainingsabende wurde einmal im Jahr auch ein eigenes, landesoffenes AH-Sportfest durchgeführt. Es wurden auch Wettkämpfe außerhalb Neuburgs besucht: 1967 und 1968 in Deggendorf und Donauwörth, 1970 Kitzingen, 1974 Dossenheim, 1975 Burg­hausen und natürlich auch in unmittelbarer Nachbarschaft, wie Pfaffenhofen, Geisenfeld, Augsburg, Monheim und nicht zuletzt das Bocksportfest in Harburg, das mittlerweile zu einem festen Programmpunkt geworden ist. Dazu gesellten sich die vielen Volks- und Jedermannläufe und der Neuburger Silvesterlauf, der von Sportkamerad Robert Metzger 1975 erstmals organisiert wurde.

An geselligen Veranstaltungen standen unter anderem Dia- und Filmvorträge und Faschingsveranstaltungen auf dem Programm, wobei die Abteilung wegen ihres stetigen Anwachsens immer wieder in neue Lokale ausweichen musste: 1966 und 1967 Gasthaus Westentanner, 1968 und 1969 Fallenbacher und 1970 Neuhof. Dann ging’s ins Jagdschlössel noch Laisacker und schließlich ins Unteroffizierskasino Grünau. Für die jungen Familien mit ihren Kindern wurde 1975 erstmals ein Gartenfest im •Naturfreundehaus in Sehensand abgehalten. Eine deftige Brotzeit stärkte dabei für Wettkampfspiele Groß und Klein. Organisiert wurde es von Sportkamerad Toni Renner und ab 1981 als Steinbruchfest in Laisacker weitergeführt. Für das gute Gelingen sorgten neben der Abteilungsführung die Kameraden Xaver Miller, Franz Fieger und Willi Illing.
Des Weiteren wurden Wochenendausflüge organisiert. Neben den bereits er­ wähnten Fahrten zu Sportveranstaltungen, an denen damals auch schon Ehefrauen und Freundinnen teilnahmen, besuchte die Abteilung 1971 Königshofen an der Zonengrenze, 1977 den Schwarzwald, 1978 Salzburg, 1979 den Bodensee/Insel Mainau, 1980 Passau, 1981 Coburg, 1982 Straßburg/Elsaß, 1983 das Mainfränkische mit Würzburg, 1984 das Hohenloher Land / Friedrichshall und 1985 die Fränkische Schweiz.

Die Bergtouren führten zu folgenden Zielen: Reuthe/Gimpelhaus, Linderhof/ Klammspitze, Aggenstein, Rofangebirge, Hochfelln, Tannheimer Berge in Tirol, Allgäuer Alpen/Fellhorn, Pertisau/ Achensee, Füssen/Tegelberg, Hochgrat im Allgäu, Alpbachtal/Sagtaler Spitze.

Die von Xaver Miller organisierten Wochenendskifahrten gingen 1977 und 1978
nach Elmau, 1979 Ischgl/St. Anton, 1980 Laax/Schweiz, 1981 und 1982 Seefeld,
1983 Sportgastein, 1984 Zell am See, 1985 Mittersill und 1986 Axams/ Seefeld und für einen Tag mit den Damen nach Kössen zum Ski-Langlauf. Ziele der Radtouren waren Altötting (140 km), Ammersee/Herrsching/Starnberger See (205 km) und Kloster Ettal/Bad Tölz (240 km).

Dieses vielseitige Angebot, das von der Abteilung ausgearbeitet wurde, konnte natürlich nicht mit einem Zwei-Mann-Team bewältigt werden, dazu war schon ein ganzer Stab von Mitarbeitern notwendig. Erwähnt werden müssen in diesem Zusammenhang Anton Renner, Fritz Stephan, Xaver Miller, Robert Metzger und die Übungsleiter Albert Eberle, Roland Kotzur, Ernst Dickmann, Herbert Böhm und Heinz Richter, die ungezählte Stunden ihrer Freizeit geopfert haben, um es in diesen 25 Jahren vielen Interessenten zu ermöglichen, den Sport neu zu entdecken. Die Übungsleiter, die die Seniorengruppen betreuen, wissen dabei ganz genau um die Bedeutung, die dem Sport für ältere Mitbürger zukommt. Ihre besondere Qualifikation hoben sie sich durch ständige Weiterbildung erworben. In den Übungsstunden wird zudem besonders darauf geachtet, dass neben der Bewegung auch der Kontakt zum Mitmenschen ein Motivationsfaktor bleibt.

1986 konnte die Seniorengruppe ihr 10jähriges Bestehen feiern. Die bedeutende Mitgliederentwicklung veranlasste schon 1966 Herrn Eberle, im Jahresbericht darauf hinzuweisen, dass die Abteilung eine größere Turnhalle benötigt. Der Wechsel von der Marstall- zur Parkschulturnhalle erfolgte im Winterhalbjahr 1967/68, wobei die Übungsstunden von Dienstag auf Donnerstag verlegt werden mussten. Immer mehr wurde nun die Idee des zweiten Weges im Sport “Turnen für Jedermann” verwirklicht. 1969 zählte die Abteilung bereits 60 Mitglieder, wodurch sich ober auch dos Problem des Altersunterschieds auftat. Jetzt bemühte sie sich einen weiteren Sportabend einzurichten. Die Vorstellung galt einer Übungsstunde für aktivere und eine für ältere Mitglieder. Doch alle Bemühungen in dieser Richtung scheiterten an der Tatsache, dass es in Neuburg keine weiteren Turnhallen gab. 1975 zeichnete sich dann doch eine Möglichkeit ob. In Bittenbrunn entstand nämlich ein Schulzentrum samt Turnhalle. Mit Hilfe des 1. Vorsitzenden Hans Göttler war es möglich, in der Turnhalle der Sonderschule Bittenbrunn weitere Hallenstunden für die Abteilung zu buchen. Damit ging ein lang gehegter Wunsch in Erfüllung. Im Oktober 1976 wurde dann eine gemischte Seniorengruppe (Damen und Herren) gegründet. Ab diesem Zeitpunkt nannte sich die Abteilung “Jedermann ­ Senioren – Freizeitsportgruppe”. Diese Gründung brachte erneut einen Mitglieder- Zuwachs. Der Wunsch, mit dem Partner gemeinsam eine Gymnastikstunde zu besuchen, konnte nun verwirklicht werden. Die sportlichen und nicht zuletzt auch die gesellschaftlichen Aktivitäten wurden durch die beiden Gruppen noch stärker betont.
Viele TSV-Siege kennzeichneten die Jedermannläufe.

Am 8. Mai 1983 war es das erste Mal in der Vereinsgeschichte, daß an einem klassischen Marathonlauf teilgenommen wurde: Robert Metzger und Adolf Korbel starteten beim ersten Internationalen Olympia-City-Marathonlauf in München. Zwei Jahre später waren es schon 13 Jedermänner, die noch monatelangen Vorbereitungen am 28. April 1985 zum 3. Olympia-City-Marathonlauf antraten. Plus 4° Celsius zeigte das Thermometer, 4810 Läufer waren am Start: Alfred Koch belegte Platz 167 in der Zeit von 2:48:07 Stunden, Robert Metzger Platz 634 in der Zeit von 3:03:34, Adolf Korbel Platz 692 / 3:05:09, .Jürgen van Gemmerich Platz 754 / 3:07:23, Uwe Ganshorn Platz 1294 / 3: 19:32, Erwin Bausback Platz 2068 / 3:36:00, Manfred Griesbauer Platz 2501 / 3:45: 15, Helmut Schäfer Platz 2523 / 3:45:43, Otto Böhm Platz 2947 / 3:55: 15, Erwin Jakob Platz 3036 / 3:57:45, Hans Keidler Platz 3383 / 4:09:57, Alois Habermeier Platz 3386 / 4:10:00, Dieter Armbruster Platz 3693 / 4:23:55.

1981 musste ein Wechsel in der Abteilungsführung vorgenommen werden. Noch 19-jährigem Wirken gab Albert Eberle die Abteilung an seinen langjährigen Partner Roland Kotzur ab. Eberle selbst übernahm als Vorsitzender den BLSV-Kreis 21. Bei der Übergabe der Abteilung betrug der Mitgliederstand 160.

Viele Abteilungsmitglieder beteiligten sich aktiv an der TSV-Vereinsarbeit (Vorstand, techn. Leiter, Schriftführer, Protokollführer, Ausschussvorsitzende, Beisitzer, Sportabzeichenwart, Kassenprüfer, Ausschussmitglieder) und leisteten zahlreiche freiwillige Arbeitsstunden auf dem Sportplatz und beim Umbau der vereinseigenen Gaststätte ab. 38 Herren und eine Dame absolvierten an 22 Samstagen insgesamt 305 Arbeitsstunden.

Am 12. März 1986 übergab Roland Kotzur die Abteilungsleitung nach 5jähri­ger Führung an Sportkamerad Eberhard Dier. Die Abteilung ist mit diesem Jahr 25 Jahre alt geworden. Sie hat sich zu einer 210 Mitglieder starken Gruppe im TSV 1862 Neuburg entwickelt. Wer hätte das vor einem Vierteljahrhundert jemals geglaubt.Es hat sich damit bewiesen, dass der eingeschlagene “zweite Weg”, Sport für die Gesundheit, richtig war. In der “Jedermann-Senioren-Freizeitsportgruppe” steht allein der Mensch im Vordergrund und bestimmt das sportliche Handeln. Möge sie in diesem guten Geist weiterarbeiten.